Skip to main content
/ 31.05.2013
Hans-Peter Ullmann

Das Deutsche Kaiserreich 1871-1918

Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1995; 308 S.; 22,80 DM; ISBN 3-518-11546-4
In der Übersicht Ullmanns erscheint das deutsche Kaiserreich keineswegs als monolithischer Block. Der Autor legt Wert auf die Vielschichtigkeit dieses Staates: sowohl in verfassungsrechtlicher Hinsicht als auch in bezug auf das sich entwickelnde Parteienwesen und die wirtschaftliche Entwicklung vom Agrarstaat zum Industriestaat. Parallel zu den sozialen und wirtschaftlichen Veränderungen der deutschen Gesellschaft steigert sich das nationale Selbstwertgefühl. Es manifestiert sich etwa in den imperialen Ambitionen der 1880er und 1890er Jahre und wird besonders in der Wendung von der europäischen Kontinentalpolitik hin zu einer globalen Außenpolitik nach dem Jahrhundertwechsel erkennbar. Weder Bismarck noch seine Nachfolger erweisen sich als weitsichtig und flexibel genug, den außen- wie auch innenpolitischen Krisen gegenzusteuern. Im Gegensatz zu vielen anderen Übersichtsdarstellungen endet Ullmanns Arbeit nicht mit der internationalen Krise von 1914. Ullmann beschreibt, wie die deutsche Gesellschaft in diesen Krieg gegangen ist, wie sie von ihm verändert wurde. Am Ende hat das deutsche Reich nicht nur militärisch den Krieg verloren, sondern auch seine innere Legitimität eingebüßt. Das ist nicht nur eine Folge der militärischen Niederlage, sondern auch Folge der zunehmenden Unfähigkeit eines Staates, den sozialen Wandel zu steuern.
Axel Gablik (AG)
Dr., Historiker.
Rubrizierung: 2.311 Empfohlene Zitierweise: Axel Gablik, Rezension zu: Hans-Peter Ullmann: Das Deutsche Kaiserreich 1871-1918 Frankfurt a. M.: 1995, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/596-das-deutsche-kaiserreich-1871-1918_402, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 402 Rezension drucken
CC-BY-NC-SA