/ 11.06.2013
Werner Seppmann
Das Ende der Gesellschaftskritik? Die "Postmoderne" als Realität und Ideologie
Köln: PapyRossa Verlag 2000; 297 S.; hardc., 18,41 €; ISBN 3-89438-198-1Keine weitere Wortmeldung in einem uniformierten Diskurs und auch kein Beitrag zur Theoriegeschichte soll das Buch sein, sondern es möchte "den meist verschwiegenen Kontext dieses Denkens zur Sprache bringen und sein 'herrschaftskritisches' Selbstverständnis [...] hinterfragen" (14). Nicht eine kritiklose Hinnahme der reflexionsarmen, gegen Einwände immunisierten, selbst ideologisch glatt polierten Oberfläche der postmodernen Postulate, nein, der Autor will mit aufklärerischem Gestus die konzeptionellen Widersprüche "Postmodernen Denkens" freilegen und "nach den Gründen [des] offensichtlichen Mangels an Selbstreflexivität und grenzüberschreitender Diskursfähigkeit" (17) fragen. Auch wenn das "Postmoderne Denken" seinen intellektuellen Zenit schon überschritten haben mag, so erfreut es sich doch einer bereitwilligen Akzeptanz seiner sozio-kulturellen Deutungs- und Orientierungsmuster. Warum hat gerade der Postmodernismus den Status eines hegemonialen intellektuellen Selbstverständigungssystems bekommen? Sicher ist er eine Reaktion auf Krisensymptome des Spätkapitalismus, doch kann nicht übersehen werden, dass in der affirmativen wie zynischen und bemüht ironischen Grundstimmung keine Lösungen hervorgebracht werden konnten. Im Buch wird darum zunächst auch nach der gesellschaftsanalytischen Substanz des Postmodernismus gefragt, seiner Fähigkeit, die Sachverhalte begrifflich-theoretisch angemessen zu erfassen, um schließlich die politische Dimension des Postmodernismus zu thematisieren: "Gehen vom 'Postmodernen Denken' jene 'subversiven' und 'selbstbefreienden' Impulse aus, die es für sich in Anspruch nimmt? Stellt die Rede- und Argumentationspraxis des Diskurses jenen behaupteten Bruch mit einem als universal dargestellten Herrschaftssystem dar?" (14)
Inhaltsübersicht: Leben in der "Postmoderne"; Die Paradoxien des "Postmodernen Denkens"; Das disponible Subjekt; Die Welt als Information und Fiktion; Philosophie der Versöhnung oder Theorie des Widerspruchs?; Konturen einer "Postmodernen Soziologie"; Zur Theorie ideologischer Herrschaftsreproduktion; Signatur des Wandels oder Krisenideologie?; Regressionsformen des Denkens; Macht und Wahrheit; Ästhetik der Emanzipation oder des Scheins? Auflehnung oder Unterwerfung; Strategien der Gegenaufklärung; Widerspruch und Emanzipation.
Dirk Märten (DM)
Rubrizierung: 5.42
Empfohlene Zitierweise: Dirk Märten, Rezension zu: Werner Seppmann: Das Ende der Gesellschaftskritik? Köln: 2000, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/11951-das-ende-der-gesellschaftskritik_14254, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 14254
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