Die "Nationalpolitischen Erziehungsanstalten" (Napola) waren als Internatsoberschulen die Institutionen des Nationalsozialismus, die mittels einer "totalen Pädagogik" (11) für die Elitebildung des Staates vorgesehen waren. In ihr wurde eine technische Ausbildung mit sportlichen Wettkämpfen und extremem körperlichen Drill verbunden. Ideologische Abrichtung und absichtliche Brechung der Individualität der Jugendlichen durch Isolation vom gewöhnlichen zivilen Alltag ihrer Familien verband sich dabei mit dem Karriereversprechen künftiger Führungspositionen im NS-Staat. Im Jahr 1942 bestanden 33 Schulen dieser Art mit etwa 6.000 Schülern, die etwa 1,5 Prozent aller Abiturienten stellten. Die Autoren der vorliegenden Untersuchung beschreiben und analysieren anhand von ausführlichen Hintergrundgesprächen mit ehemaligen Napola-Schülern sowie deren Familienangehörigen die biographischen Folgen ihrer Prägung durch diese Form nationalsozialistischer Erziehung. Dabei spüren sie den Konsequenzen auch für die Kinder und Enkel nach, die selbst Teil der vergangenen, aber psychologisch keineswegs "untergegangenen" oder "verarbeiteten" Lebensgeschichten geworden sind. Der Ansatz der Generationengeschichte bzw. der Genealogie ist damit dem Ziel verbunden, eine mögliche Einheit von "ursprünglicher" Geschichte und reflektierender Geschichtsbeschreibung herzustellen: biographische Geschichte zu rekonstruieren. Immer wieder stellen die Autoren dabei auch die Methoden und die theoretische Grundlegung ihres interdisziplinären Ansatzes - als Versuch der Verbindung von Soziologie, Psychoanalyse und Geschichtswissenschaft - zur Diskussion.