Das europäische Mehrebenensystem ist durch Schwierigkeiten des Mit-, Neben- und Gegeneinander regionaler, nationaler, intergouvernementaler und supranationaler Entscheidungsstrukturen geprägt. Da sich die Vielfalt der Formen und Akteure auf diesem Gebiet in den letzten Jahren gesteigert hat, bietet der Band die Gelegenheit, hier erste Klärung zu bringen. Es handelt sich um eine neue Reihe, die vom Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung herausgegeben wird und jedes Jahr schwerpunktmäßig ein Thema der Europaforschung interdisziplinär behandeln soll. Der erste Band genügt diesem Anspruch vollauf. Er bietet eine theoretisch reflektierte, facettenreiche, auch empirische Analyse dieser schwierigen Thematik, wenngleich der traditionelle Nachteil eines Sammelbandes - die Vielfalt von spezialisierten Einzelstudien - bei insgesamt 18 Beiträgen nicht überall vermieden werden konnte. Besonders begrüßenswert ist ein methodisches Kapitel zum Mehrebenenansatz am Schluß des Bandes. Inhalt: Erster Teil: Konstituierung und Entwicklung eines europäischen politischen Systems: Helen Wallace: Integration von Verschiedenheit (29-45); Egbert Jahn: Osteuropäische Staaten und ihre Integration ins gesamteuropäische Mehrebenensystem (46-69); Thomas König: Vom Intergouvernementalismus zum Parlamentarismus? Eine institutionelle Analyse der europäischen Mehrkammer-Gesetzgebung 1958-1995 (70-98); Leonhard Gleske: Das zukünftige Europäische System der Zentralbanken im Vergleich zu den nationalen Systemen der USA und Deutschlands (99-116); Friedrich Heinemann: Die ökonomische Föderalismustheorie und ihre Botschaft für die Kompetenzaufteilung im Mehrebenensystem der Europäischen Union (117-132). Zweiter Teil: Vermittlungsprozesse im Rahmen vertikaler Integration: Franz Urban Pappi: Das Ausschußwesen der Europäischen Kommission: Grundstrukturen und Kommunikationsmöglichkeiten für Verbände (135-159); Hermann Schmitt / Angelika Scheuer: Region - Nation - Europa. Drei Ebenen politischer Steuerung und Gestaltung in der Wahrnehmung der Bürger (160-179); Ralph Alexander Lorz: Die Integration des nationalen Wirtschaftsrechts in die internationale Wirtschaftsordnung. Die EG-Bananenmarktordnung als Beispielsfall (180-199). Dritter Teil: Folgen der Entwicklung eines europäischen Systems für nationale und regionale Politik: Beate Kohler-Koch: Regionen im Mehrebenensystem der EU (203-227); Jürgen von Hagen / Ian J. Harden: Die Europäische Verfassung und die Staatsfinanzen der Mitgliedsländer (228-250); Klaus Eckrich: Vertikale und horizontale Kooperation bei Zielkollisionen: Das Beispiel der EU-Harmonisierung im Bereich des Umweltschutzes (251-267). Vierter Teil: Divergenz und Konvergenz institutioneller Ordnungen als Bezugspunkte der europäischen Integration: Thomas Bahle: Die Familienpolitik in der Europäischen Union: Nationale Profile und europäischer Einfluß (271-289); Michael Lechner / Matthias Staat / Gerhard Wagenhals: Anreizwirkungen von Steuer- und Transfersystemen am Beispiel der Alleinerziehenden in der EU (290-314); Steffen Rasch: Perspektiven für eine einheitliche Zinsbesteuerung in der EU (315-331); Hans-Martin Pawlowski: Probleme der Begründung des Rechts im europäischen Mehrebenensystem (332-355); Jochen Taupitz: Überwindung des europäischen Mehrebenensystems durch Rechtsvereinheitlichung? (356-382); Jan van Deth: Politisches Interesse und Apathie in Europa (383-402). Fünfter Teil: Zur Methodik der Mehrebenenanalyse: Bernhard Ebbinghaus: Spiegelwelten: Vergleich und Mehrebenenanalyse in der Europaforschung (405-428).