Diss. Phil. Trier; Erstgutachter: N. Hinske. - Oberhausen stellt sich mit seiner Untersuchung gegen die Gleichsetzung von Kants Lehre des Apriori mit der Lehre von angeborenen Ideen. Kants Vorstellung "von einer ursprünglichen Erwerbung der Erkenntnis" unterscheide sich von der Vorstellung angeborener Ideen und sei darüber hinaus keine "Randnotiz oder ein psychologisches Überbleibsel ohne systematischen Wert für seine Philosophie" (23). Vielmehr handelt es sich nach Oberhausen "um ein genuin erkenntnistheoretisches Moment [...], das ein wesentlicher, ja programmatischer Bestandteil der Transzendentalphilosophie" (37) sei. Zur Unterstützung seiner These zieht Oberhausen die Dissertation Kants aus dem Jahre 1770 heran und vermutet im Problem der ursprünglichen Erwerbung apriorischer Begriffe "den Schlüssel für die erkenntnistheoretische Wende Kants von 1772" (38), da er hier auf das Verhältnis zwischen formaler und transzendentaler Logik gestoßen sei. Trotz des hohen Stellenwertes, den Oberhausen dieser Frage beimißt, muß er auch zugestehen, daß eine eindeutige Rekonstruktion des Gedankens ursprünglicher Erwerbung bei Kant nur schwer möglich ist und teils mit widersprüchlichen Aussagen zu kämpfen hat - ein Zustand, der sich auch nach 1772 nicht geändert hat. Die Tatsache, daß Kant seine Lehre "trotz der Bedeutung, die ihr für die Entwicklung und Systematik seiner Philosophie zukommt, nie systematisch durchdacht und ausformuliert hat", bleibt damit auch für Oberhausen "ein in der Tat ebenso merkwürdiger wie beunruhigender Umstand" (247), den er allerdings im Sinne nicht hinterfragter Selbstverständlichkeit zum Beleg seiner These heranzieht.