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/ 17.10.2013
Stefano Saracino / Manuel Knoll (Hrsg.)

Das Staatsdenken der Renaissance – Vom gedachten zum erlebten Staat

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2013 (Staatsverständnisse 55); 287 S.; brosch., 29,- €; ISBN 978-3-8329-7046-8
Der aus einer interdisziplinären Tagung in der Tutzinger Akademie für Politische Bildung hervorgegangene Band versammelt Beiträge von Fachautoren, die der Philosophie, der Politikwissenschaft sowie der Literatur‑ und Geschichtswissenschaft angehören. Ausgehend von den „Grundlagen des Staatsdenkens der Renaissance“ (27 ff.), die im ersten der drei Kapitel thematisiert werden, befassen sich die Autoren im mittleren Teil mit der „Generation Machiavellis“ und der damit einhergehenden „Machiavellirezeption“ (115 ff.), um im abschließenden dritten Teil „Kunst, Utopie und literarische Projektion“ (199 ff.) zu erörtern. „Vor dem gedachten Staat steht der erfahrene Staat“ (181), schreibt Volker Reinhardt sehr dezidiert. Mit diesem aristotelisch anmutenden Eingangssatz zu seinem Beitrag über Francesco Vettoris Staatsverständnis intoniert er das Spannungsverhältnis, das begrifflich in diesem Band angelegt ist. Der neuzeitliche Staat wird durch das Renaissancedenken inspiriert und in der Folgezeit staatstheoretisch durchdekliniert, aber die Praxis des Zusammenlebens von Menschen nach allgemein verbindlichen Regeln verweist ihrerseits auf eine stets vorgängige politische Ordnung, die jedem Ordnungsdenken im Allgemeinen und jedem Staatsdenken im Besonderen immer bereits zugrunde liegt. So betonen die Herausgeber in ihrer Einleitung: „Die mit dem Begriff ‚Staat‘ und seinen semantischen Korrelaten (in der frühen Neuzeit etwa ‚Souveränität‘ und ‚Staatsräson‘) evozierte Wirklichkeit politischer Ordnung basiert auf sprachlichen Diskursivierungen und medialen Konstruktionen. Erst hierdurch gelangt der Staat in das Bewusstsein der Menschen.“ (11 f.) Wie diese Diskursivierungen Eingang in die politische Selbstinterpretation der Renaissance fanden und wie die damit verbundenen sprachlichen Konstruktionen begannen, die öffentliche Selbstdeutung von Menschen in ihrer politischen Realität symbolisch zu durchwirken, ist Gegenstand dieses Buches. So sollte es nach Auffassung der Herausgeber schließlich gelingen, „statt von einem einzigen großen epochalen Umbruch auszugehen, aus dem der Staat hervorgegangen ist, mehrere Verdichtungsphasen staatlicher Herrschaft und staatstheoretischer Reflexionen anzusetzen“ (13), die in diesem Band der Reihe „Staatsverständnisse“ unter die hermeneutische Lupe genommen werden.
Karl-Heinz Breier (KHB)
Prof. Dr., Institut für Sozialwissenschaften und Philosophie, Universität Vechta.
Rubrizierung: 5.322.21 Empfohlene Zitierweise: Karl-Heinz Breier, Rezension zu: Stefano Saracino / Manuel Knoll (Hrsg.): Das Staatsdenken der Renaissance – Vom gedachten zum erlebten Staat Baden-Baden: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/36297-das-staatsdenken-der-renaissance--vom-gedachten-zum-erlebten-staat_44224, veröffentlicht am 17.10.2013. Buch-Nr.: 44224 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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