Diss. Stuttgart. – Auf der Basis verschiedener Ansätze der Politischen Kultur- und Transitionsforschung erläutert Neller, dass eine verklärend-nostalgische Erinnerung Loyalitäten gegenüber undemokratischen Vorgängerregimen fortbestehen lasse und die innere Stabilität neuer politischer Systeme gefährde. Eine Unterschätzung der Einstellung (n)ostalgischer Ostdeutscher sei deshalb reich an Risiken, schreibt die Autorin. Zur Analyse dieser Orientierungen entwirft sie ein Modell, mit dem Ablehnung, Bindung und Idealisierung Ostdeutscher gegenüber der ehemaligen DDR untersucht werden können. Dabei operiert Neller auf drei Objektebenen, die qualitative Unterschiede in der nachträglichen Bewertung der DDR verdeutlichen (unterste Ebene: verschiedene Aspekte der retrospektiven Regime- und Outputbewertung, mittlere Ebene: summarische Retrospektivbewertung, höchste Ebene: gefühlsmäßige Bindung an frühere politische Gemeinschaft). Ergebnis der Untersuchung ist eine quantitativ hohe positive Einstellung der Ostdeutschen gegenüber der ehemaligen DDR, wobei sich dieser Befund qualitativ nach den untersuchten Ebenen unterscheidet. Gründe für die Stabilität der positiven DDR-Bewertung sieht Neller in situativen (z. B. hohe Arbeitslosigkeit) und sozialisationsbedingten Faktoren, wobei letztere auch auf Generationseffekten basieren (am schwächsten sind diese in der „Generation Deutsche Einheit“ ausgeprägt). Als Fazit hält Neller fest, dass die DDR-Nostalgie einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Bildung einer „inneren Einheit“ (298) hat, dass die demokratische Konsolidierung Ostdeutschlands aber zugleich auch als langfristiger Prozess gesehen werden muss.