/ 03.06.2013
Werner Weidenfeld (Hrsg.)
Demokratie am Wendepunkt. Die demokratische Frage als Projekt des 21. Jahrhunderts
Berlin: Siedler Verlag 1996; 490 S.; Ln., 68,- DM; ISBN 3-88680-605-7Der Band ist intendiert als Geschenk zum 75. Geburtstag von Reinhard Mohn. Zwanzig "Demokratie-Experten" (9), überwiegend renommierte Politikwissenschaftler, analysieren die hinlänglich diskutierten krisenhaften Phänomene, durch die die Demokratie gefährdet sein könnte: Distanz des Bürgers zum Staat, Vertrauensverfall gegenüber Institutionen, Problemlösungsschwierigkeiten, Entscheidungsschwächen, Globalisierung. Die Autoren begeben sich selten auf die Ebene der konkreten Maßnahmen zur Bewältigung von Problemlagen. Die an der Praxis orientierten Überlegungen von Beymes zu mehrheitsfördernden Elementen im Wahlrecht oder Nascholds zu neuen Formen der Bürgerbeteiligung stellen eher die Ausnahme dar. Offe ist entschieden zuzustimmen, daß "im Rahmen der Politischen Theorie nicht nur juristische und philosophische Wert- und Begründungsdiskurse" betrieben werden dürfen. Notwendig sei ebenso eine konkrete "komparative Funktionsanalyse demokratischer Institutionen" in "empirisch-sozialwissenschaftlicher Perspektive" (157).
Inhalt: Werner Weidenfeld: Die neue demokratische Frage (9-11). I. Die kulturellen Grundlagen stärken: Werner Weidenfeld: Den Wandel möglich machen. Eine Diagnose zur politischen Kultur der Demokratie (15-32); Gerhard Schulze: Die Wahrnehmungsblockade. Vom Verlust der Spürbarkeit der Demokratie (33-51); Robert D. Putnam: Symptome der Krise. Die USA, Europa und Japan im Vergleich (52-80); Benjamin R. Barber: Kann die Demokratie McWorld überleben? Der Mythos von der regulativen Kraft des Marktes (81-100); Warnfried Dettling: Utopie und Katastrophe. Die Demokratie am Ende des 20. Jahrhunderts (101-118). II. Das demokratische System fortschreiben: Guy Kirsch: Demokratie. Gefordert oder überfordert? (121-140); Claus Offe: Bewährungsproben. Über einige Beweislasten bei der Verteidigung der liberalen Demokratie (141-157); Klaus v. Beyme: Ansätze zur Reform des politischen Systems. Die Institutionen auf dem Prüfstand (158-176). III. Konflikte friedlich regeln: Shlomo Avineri: Konfliktlösung in der Demokratie. Von altem Versagen und neuen Chancen (179-196); Roland Eckert: Die Fähigkeit zur friedlichen Konfliktregulierung. Ein Qualitätsmerkmal der Demokratie (197-217); Amitai Etzioni: Der moralische Dialog. Ein kommunitaristischer Blick auf die Demokratie (218-229). IV. Die Distanz zwischen Bürger und Staat überwinden: Helmut Klages: Der "schwierige Bürger". Bedrohung oder Zukunftspersonal? (233-253); Charles Taylor: Der Trend zur politischen Fragmentarisierung. Bedeutungsverlust demokratischer Entscheidungen (254-273). V. Demokratie als Partizipationsgemeinschaft verstehen: Avner de-Shalit: Die "wahrhaftige Debatte" als demokratisches Grundprinzip. Ein radikales Modell (277-293); Frieder Naschold: Partizipative Demokratie. Erfahrungen mit der Modernisierung kommunaler Verwaltungen (294-307). VI. Die Internationalisierung der Politik demokratisch beantworten: Karl Kaiser: Zwischen neuer Interdependenz und altem Nationalstaat. Vorschläge zur Re-Demokratisierung (311-328); Karl Dietrich Bracher: Internationalisierung und Demokratie. Die Nahtstelle zwischen Innen- und Außenpolitik (329-346); Peter Hardi: Vom Kommunismus zur Demokratie. Der schwierige Übergang in Mittel- und Osteuropa (347-370); Yehezkel Dror: Demokratie unter Globalisierungsdruck. Antworten auf die Herausforderungen der Zukunft (370-388). VII. Die Demokratie und die Aufgabe zur Orientierung: Jean-Marie Guéhenno: Europas Demokratie erneuern. Stärkung der gemeinschaftsbildenden Kraft der Politik (391-412); Cornelia Klinger: Private Freiheiten und öffentliche Ordnung. Triumph und Dilemma einer modernen Denkfigur (413-434); Jean-Christophe Rufin: Humanitäres Engagement. Politischer Vorwand oder neuer demokratischer Wert? (435-449); Peter L. Berger: Demokratie und geistige Orientierung. Sinnvermittlung in der Zivilgesellschaft (450-468).
Stefan Lembke (SL)
M. A., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.2 | 2.23 | 2.22 | 2.62 | 2.21 | 5.4
Empfohlene Zitierweise: Stefan Lembke, Rezension zu: Werner Weidenfeld (Hrsg.): Demokratie am Wendepunkt. Berlin: 1996, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/1767-demokratie-am-wendepunkt_2031, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 2031
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M. A., Politikwissenschaftler.
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