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/ 22.06.2013
Thorsten Hoffmann

Demokratie bei Joseph Alois Schumpeter und in der Neuen Politischen Ökonomie

Linz: Trauner Verlag 2012 (Schriften der Johannes-Kepler-Universität Linz. Reihe B: Wirtschafts- und Sozialwissenschaften 145); XVI, 93 S.; pb., 18,50 €; ISBN 978-3-85499-815-0
Abschlussarbeit Linz; Begutachtung: B. Kepplinger. – Diese kleine Studie liefert eine kompakte Einführung in das Leben, Schrifttum und die ökonomische Theorie von Schumpeter. Hoffmann geht dabei der Frage nach, inwiefern Schumpeters Demokratietheorie für die Neue Politische Ökonomie (NPÖ) von Relevanz ist und welche Rolle „Schumpeter in deren Ideengeschichte“ (XIII) zukommt. Bei der Annahme allerdings, dass Schumpeter ein Gründungsvater der NPÖ sei, handele es sich um eine „Fehlinterpretation“ (XIII), lautet Hoffmanns Hypothese. Schumpeters Theorie sei auf der Basis soziologischer Methoden entwickelt worden und beruhe auf einem entsprechenden Gesellschaftsbild. Er unterscheide zwischen Markt und Politik und folge nicht apodiktisch dem theoretischen Konstrukt vom methodologischen Individualismus. Auch seine Staats- und Bürokratietheorie unterscheide sich eindeutig von der NPÖ. Nach einem biografischen Abschnitt stellt Hoffmann in sehr prägnanter Weise Schumpeters Hauptwerke vor – jeweils angereichert durch biografische und wissenschaftshistorische Querverweise. Dabei arbeitet er in der ganzen Kürze der Darstellung gut heraus, wie Schumpeter das „stationäre Gleichgewichtsdenken“ (14) in der ökonomischen Theorie seiner Zeit durch die Konzeptionalisierung einer dynamischen Theorie der Sozioökonomie zu überwinden suchte. Spannend zu lesen ist dabei, wie sich Schumpeter auch von Marx‘ Überlegungen inspirieren ließ und wie er sich bemühte, den Anfang des 20. Jahrhunderts tobenden Methodenstreit zwischen Gustav von Schmoller (historische Schule) und Carl Menger (Grenznutzenschule) durch eine Verknüpfung beider Ansätze in seiner eigenen Theorie zu überbrücken. Ein Hauptaugenmerk gilt dabei Schumpeters Opus magnum „Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie“. In einem eigenen Abschnitt stellt Hoffmann dem darin eher populärwissenschaftlich formulierten Ökonomieverständnis Schumpeters die Theorieansätze der NPÖ gegenüber. Dazu betrachtet er die Methodik und Handlungsmodelle der NPÖ am Beispiel der Ansätze von Anthony Downs, Kenneth J. Arrow, James M. Buchanan und William A. Niskanen. Hoffmann kommt zu dem Ergebnis, dass zwischen der Neuen Politischen Ökonomie und Schumpeter „große Widersprüche und Paradoxa“ existieren – im Gegensatz zur NPÖ, die „in der statischen Gleichgewichtsanalyse“ und dem „Ideal der vollkommenen Konkurrenz“ (85) verharre, richte Schumpeter das Augenmerk auf den evolutionären Prozess in der Wirtschaft und die sie beeinflussenden Institutionen.
Henrik Scheller (HS)
Dr. phil., Dipl.-Politologe, wiss. Mitarbeiter, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Lehrstuhl Politik und Regieren in Deutschland und Europa, Universität Potsdam.
Rubrizierung: 5.465.45 Empfohlene Zitierweise: Henrik Scheller, Rezension zu: Thorsten Hoffmann: Demokratie bei Joseph Alois Schumpeter und in der Neuen Politischen Ökonomie Linz: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/35551-demokratie-bei-joseph-alois-schumpeter-und-in-der-neuen-politischen-oekonomie_42890, veröffentlicht am 10.01.2013. Buch-Nr.: 42890 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
CC-BY-NC-SA