/ 04.06.2013
Dieter Schenk
Der Chef. Horst Herold und das BKA
Hamburg: Hoffmann und Campe 1998; 544 S.; geb., 48,- DM; ISBN 3-455-15022-5Das Buch liefert die von besonderer Hand verfaßte, spannend geschriebene Biographie eines außergewöhnlichen Mannes, der nicht zu irgendeiner Zeit, sondern in der Hochphase des deutschen Terrorismus dem Bundeskriminalamt als dessen Präsident vorstand und in diesem Amt auf das innenpolitische Geschehen jener Zeit Einfluß nahm. Herold, der am Zweiten Weltkrieg aktiv teilnahm, Vorlieben für den Marxismus entwickelte und mit den Achtundsechzigern sympathisierte, war von Hause aus Jurist. Schon als Polizeipräsident von Nürnberg, wo er kriminalgeographische Methoden und den Computer für die polizeiliche Arbeit nutzbar machte, legte er sich den Ruf des Machers und Technikers zu. Als BKA-Präsident führte er die oberste deutsche Polizeibehörde in das Computer-Zeitalter. Er entwickelte ganz neue Visionen von Sicherheit und Polizeiarbeit. Datensammlung und -auswertung waren für ihn wichtige Komponenten einer polizeilichen Arbeitsplatzbeschreibung. Herold brachte so auch die Bundesrepublik der Orwellschen Vision durchaus ein Stück näher. Der Autor zeichnet das Leben, vor allem aber das Wirken Herolds (als Polizeiführer) während einer die gesellschaftliche Verfassung stark prägenden Phase der bundesdeutschen Geschichte kritisch nach - insofern bietet das Buch auch ein gutes Stück Zeitgeschichte. Er konnte dabei auf besonderes persönliches Fachwissen zurückgreifen: Schenk selbst war lange Zeit als Polizeibeamter beim BKA unter Herold tätig.
Detlef Lemke (Le)
Dipl.-Politologe.
Rubrizierung: 2.3 | 2.313 | 2.324 | 2.343 | 2.37
Empfohlene Zitierweise: Detlef Lemke, Rezension zu: Dieter Schenk: Der Chef. Hamburg: 1998, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/5495-der-chef_7182, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 7182
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Dipl.-Politologe.
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