/ 04.06.2013
Karl-Heinz Bohrer
Der Ernstfall Heidegger
Basel: Schwabe & Co. AG 1998 (Jacob Burckhardt-Gespräche auf Castelen 4); 29 S.; brosch., 15,- DM; ISBN 3-7965-1065-5Bohrer rekonstruiert auf wenigen Seiten Heideggers Denken vor dem Hintergrund der Verdrängung des von der Romantik geprägten ironischen Sprachstils durch die sachliche und ernste Sprache der deutschen Transzendentalphilosophie zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Auf dieser Folie erscheint ihm Heideggers Philosophie als die "äußerste Zuspitzung eines Seins- und Daseins-Ernstes, der sich bei Fichte und Hegel ankündigte" (7) und der mit Heideggers Freiburger Rektoratsrede von 1933 in bedenkliche Nähe zum "brüllenden und tierischen" (7) Ernst des nationalsozialistischen Systems rücken sollte. Ideologiekritik bleibt bei Bohrer, der sich einer "politisch entlarvende[n] Absicht" (7) explizit verwahrt, jedoch in weiten Teilen der Schrift nur vage Andeutung; in erster Linie geht es ihm um die Heideggersche Begründung einer nicht-metaphysischen Ästhetik und eine Analyse von Heideggers Exegese des Hölderlinschen Spätwerks. Die selbstverständliche Verwendung ästhetischer Kategorien und Termini der Heideggerschen Existenzial-Ontologie schränkt das Lesepublikum auf einen Kreis von Fachleuten ein.
Florian Weber (FW)
M. A., wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 5.46
Empfohlene Zitierweise: Florian Weber, Rezension zu: Karl-Heinz Bohrer: Der Ernstfall Heidegger Basel: 1998, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/5270-der-ernstfall-heidegger_6931, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 6931
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M. A., wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
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