„Mag die Unkenntnis über das, was den Juden bevorstand, zu einem Teil jedenfalls, die Reaktion der Welt auf die Notlage der Juden in Nazi-Deutschland erklären, die Indifferenz gegenüber dem jüdischen Schicksal bleibt ein moralisches Versagen." (10) Schubert zeichnet die Geschichte dieses Versagens von der Formulierung der Flüchtlingspolitik 1938 auf der Konferenz von Evian bis zur Gegenwart nach. Er konzentriert sich dabei auf die gehobenen Ebenen der US-amerikanischen Bürokratie. Hier seien die konkreten Entscheidungen getroffen worden, welche die offiziellen Positionen der Roosevelt-Administration mit dem teilweise fremdenfeindlichen und antisemitischen Klima der öffentlichen Meinung vermittelten; hier wurden auch die Informationen über den Holocaust gesammelt, die unter moralischen Gesichtspunkten eigentlich zu einer Revision der restriktiven Einwanderungspolitik hätten führen müssen. In einem letzten Teil untersucht der Autor die aktuelle Diskussion in den USA über die Flüchtlingspolitik, den „amerikanische[n] Historikerstreit" (203). „Wenn den Amerikanern ihr Versagen, wenn auch spät [...] zum Problem geworden ist, gebührt ihnen dafür Hochachtung. Mit der Erkenntnis, dass ihr damaliges Verhalten nicht mit ihren derzeitigen und auch nicht mit ihren damaligen moralischen Wertvorstellungen zu vereinbaren ist und wenn sie bereit und in der Lage sind, daraus Konsequenzen für ihr Handeln zu ziehen, beweisen sie, dass ihre moralischen Strukturen intakt und offenbar so fest gegründet sind, dass sie sich auch gegenüber künftigen Widrigkeiten behaupten können." (12)