Der Band knüpft an die aktuelle biopolitische Debatte über die Möglichkeiten und notwendigen Beschränkungen der sogenannten Anthropotechnologie an, also der technisch gesteuerten Veränderung des menschlichen Erbguts und der Utopie einer „Menschenzüchtung". Die Epoche des Nationalsozialismus wird von der Autorin in diesem Zusammenhang als Versuch einer „biopolitischen Realsetzung von Utopie" (37) bewertet, nämlich des Ideals eines „gesunden Volkskörpers". Dabei erörtert sie die ökonomischen und gesellschaftspolitischen Interessen, die das Ziel der technischen „Verwertung" zum Korrelat, wenn nicht sogar zum Motiv der massenhaften und systematischen Vernichtung von Menschen werden ließen. Eine weitere Stufe technischer Organisation erfuhr die Vernichtungspolitik dann mit der bürokratischen Durchführung der „Endlösung" in fabrikmäßigen Vernichtungslagern, wie die Autorin zeigt. Im abschließenden Teil ihrer Studie untersucht sie unter der Überschrift „Die unendliche Möglichkeit menschlicher Regredierung" (103), in welcher Weise bestimmte Formen bürgerlicher Tradition und Ideologie in der Vernichtungspolitik und -praxis der Nationalsozialisten ihre extreme Ausprägung erfuhren und inwiefern bestimmte Elemente und Denkmuster dieser bürgerlichen Ideologie sich auch in den gegenwärtigen Debatten zum Thema Eugenik auffinden lassen.