Skip to main content
/ 12.06.2013
Krzysztof C. Matuszek

Der Krieg als autopoietisches System. Die Kriege der Gegenwart und Niklas Luhmanns Systemtheorie. Mit Geleitworten von Herfried Münkler und Miłowit Kuniński

Wiesbaden: Deutscher Universitäts-Verlag und VS Verlag für Sozialwissenschaften 2007 (VS Research); 150 S.; brosch., 29,90 €; ISBN 978-3-8350-7003-5
Politikwiss. Diss. HU Berlin und Krakau; Gutachter: H. Münkler, M. Kuniński. – Für Luhmann haben bewaffnete Konflikte im Mittelalter durch die Konstituierung legitimer, d. h. regulierbarer und konditionierbarer Gewalt wesentlich zur Staatsbildung beigetragen. Welche Funktion Kriege aber im Zeitalter der Staatssouveränität und insbesondere heute – Stichwort: Entsouveränisierung des Staates – haben können, ließ diese Perspektive weitgehend unbeantwortet, so wie das Thema Krieg innerhalb der Systemtheorie generell keinen herausgehobenen Stellenwert einnimmt. Diesem Desiderat widmet sich Matuszek, der es zunächst unternimmt, Kriege als Kriegssysteme zu verstehen, um sich dann der zentralen Frage nach der Funktionalität von Kriegen zu widmen. Seine Antwort lautet, dass bewaffnete Konflikte zwar keine gesellschaftliche Funktionalität besitzen, aber als Nebenprodukt und als sich selbst ausdifferenzierendes System innerhalb der Weltgesellschaft verstanden werden müssen. Kriege verfügen über keinen sozial funktionalen Nutzen, können sich aber dennoch selbst durch Kriegsökonomie erhalten, wie bekannte Studien zu den „Neuen Kriegen“ zu zeigen versuchen. Theoretisch interessant ist daher das Phänomen, dass ein gesellschaftliches „Subsystem Krieg“ trotz mangelnder Funktionalität bestehen kann, was letztlich nach Matuszek durch die kommunikative Geschlossenheit gemäß der Codierung Freund-Feind zu verstehen ist. Die bedrückende These von Matuszek lautet daher: „Die Ausdifferenzierung des Krieges zu einem eigenständigen System bedeutet aber, dass die globalen Funktionssysteme, allen voran die Politik, die direkte Kontrolle über das Kriegsgeschehen verlieren.“ (134)
Frank Schale (FS)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Professur für Politische Theorie und Ideengeschichte, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 4.14.415.425.46 Empfohlene Zitierweise: Frank Schale, Rezension zu: Krzysztof C. Matuszek: Der Krieg als autopoietisches System. Wiesbaden: 2007, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/14401-der-krieg-als-autopoietisches-system_34286, veröffentlicht am 04.06.2008. Buch-Nr.: 34286 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
CC-BY-NC-SA