/ 05.02.2015
Olaf Asbach (Hrsg.)
Der moderne Staat und 'le doux commerce' Politik, Ökonomie und internationale Beziehungen im politischen Denken der Aufklärung
Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2014 (Staatsverhältnisse 68); 300 S.; brosch., 48,- €; ISBN 978-3-8487-0083-7Die Autorinnen und Autoren dieses Sammelbandes werfen einen Blick zurück ins Zeitalter der Aufklärung und auf das dort verhandelte Verhältnis von Politik und Ökonomie. Olaf Asbach führt in seiner Einleitung die Debatte auf eine ebenso einfache wie auch grundsätzliche Fragestellung zurück: „Welches sind die Voraussetzungen, Mechanismen und Konsequenzen einer auf Privateigentum, Marktwirtschaft und der freien Verfolgung individueller Interessen beruhenden Staats‑ und Gesellschaftsordnung?“ (13) Gerade wegen dieser Grundsätzlichkeit – und aller zeitlichen Differenz zum Trotz – wohnt dem Band eine erhebliche aktuelle Relevanz inne. Marco Platania zeigt in seinem Beitrag, welchen Einfluss Charles de Montesquieu – ein überaus „einflussreicher Theoretiker in der Analyse der Beziehungen zwischen Wirtschaft und Politik“ (69) – auf die „Lehre des doux commerce“ (88) gehabt hat: „Die Kernthese der Idee vom doux commerce besteht in der Erwartung, dass das wirtschaftliche Interesse, das das Verhalten der Individuen leitet, vorteilhafte gesellschaftliche und politische Auswirkungen nach sich zieht.“ (70) Platania betont dabei die soziale, kulturelle und politische Bedingtheit der Wirksamkeit dieser Idee, die Montesquieu zufolge selbst zwischen den europäischen Staaten erhebliche Unterschiede erkennen lässt. Matthias Bohlender wendet sich mit Adam Smith einem Denker zu, dessen Metapher der ‚unsichtbaren Hand‘ das moderne, auf der Verfolgung egoistischer Interessen basierende Bild des Marktes als gesamtgesellschaftlich nützlichem Ausgleichsmechanismus wie keine andere geprägt haben dürfte. Bohlender betont dabei, dass Smith „im prekären Verhältnis von Staat und Ökonomie“ nicht so sehr durch theoretische Innovation geglänzt, sondern vielmehr bestehende Ansätze zusammengeführt habe. In „The Wealth of Nations“ gehe es Smith vor allem um eine zeitgenössisch besonders drängende Frage: „Warum sind bestimmte Gesellschaften arm und andere dagegen reich?“ (159) Seine Antwort habe, so Bohlender, darin bestanden, die existierende „Verknotung von Reichtum, Handel und Gewalt aufzulösen“ (177), sodass in der mit Smith neu begründeten Politischen Ökonomie Reichtum eben nicht mehr mit Ausbeutung und Gewalt, sondern mit „friedlicher Kooperation“ (178) assoziiert werde. – Allein aus diesem Beitrag Bohlenders wird deutlich, wie wertvoll der von Asbach mit überaus namhaften Autorinnen und Autoren besetzte Band ist.
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Rubrizierung: 5.33 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Olaf Asbach (Hrsg.): Der moderne Staat und 'le doux commerce' Baden-Baden: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/38050-der-moderne-staat-und-le-doux-commerce_46476, veröffentlicht am 05.02.2015. Buch-Nr.: 46476 Inhaltsverzeichnis Rezension druckenCC-BY-NC-SA