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/ 04.06.2013
Meike Wöhlert

Der politische Witz in der NS-Zeit am Beispiel ausgesuchter SD-Berichte und Gestapo-Akten

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 1997 (Europäische Hochschulschriften: Reihe III, Geschichte und ihre Hilfswissenschaften 725); 184 S.; brosch., 65,- DM; ISBN 3-631-30779-9
Magisterarbeit FU Berlin. - Wöhlert hat die Akten von 54 Witzeerzählern ausgewertet und trifft Aussagen über die Erzähler, die Witze und ihre Bedeutung. Die Erzählenden waren zumeist städtische, männliche Arbeiter, Handwerker oder Selbständige. Oft wurden sie einige Tage in "Schutzhaft" genommen, z. T. auch von Sondergerichten verurteilt. Die Denunzianten waren großenteils Privatpersonen. Die Witze waren selten als eine politische Äußerung gedacht, ganz selten nur hatten sie einen systemkritischen Charakter. Als beliebtestes Witzthema diente die Führungsspitze der Partei, oft mit Hitler als Handlungsträger; allerdings wurden Hitler-Witze zwischen 1940 und 1942 äußerst rar. Die Themen aus zeitgenössischen Witzen, die z. B. auf Minderheiten wie Sinti und Roma, Homosexuelle oder auf die Wehrmacht abzielen, waren damals kein Thema, die eigenen Lebensumstände standen im Vordergrund. Als Widerstand läßt Wöhlert das Erzählen von Witzen nicht gelten, da keine bewußte oppositionelle Einstellung gegeben sei (160). Die Witze zeigten teilweise lediglich eine gewisse Resistenz gegen den "braunen Virus".
Stefan Lembke (SL)
M. A., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.3122.35 Empfohlene Zitierweise: Stefan Lembke, Rezension zu: Meike Wöhlert: Der politische Witz in der NS-Zeit am Beispiel ausgesuchter SD-Berichte und Gestapo-Akten Frankfurt a. M. u. a.: 1997, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/3594-der-politische-witz-in-der-ns-zeit-am-beispiel-ausgesuchter-sd-berichte-und-gestapo-akten_4794, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 4794 Rezension drucken
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