/ 03.06.2013
Antonia Grunenberg
Der Schlaf der Freiheit. Politik und Gemeinsinn im 21. Jahrhundert
Reinbek: Rowohlt 1997; 284 S.; 34,- DM; ISBN 3-498-02477-9Politische Freiheit bedeutet für Grunenberg nicht nur individuelle Wahlfreiheit, sondern "die politische Verfassung, verkörpert in den Institutionen, und sie ist das lebendige Gemeinwesen des öffentlichen Austauschs, in das die Bürgerinnen eingreifen" (11). Grunenberg sieht in der heutigen Zeit einen Auflösungsprozeß der "Konturen des Gemeinwesens" (17). Besonders Deutschland ist für die Autorin durch einen fehlenden positiven Geschichtsbezug von den Auflösungstendenzen des Gemeinwesens betroffen (251). Den Raum zwischen Staat und Gesellschaft erachtet die Autorin als den wichtigen am Gemeinwesen (230 ff.). "Entscheidend ist, daß die Möglichkeit zur Mitwirkung besteht, nicht, daß sie immer wahrgenommen wird." (263) "Eine neue Politik müßte eben dies leisten: nicht an den unterschiedlichen nationalen historischen Konnotationen festhalten, sondern sie miteinander in Beziehung zu setzen; eine europäische Debattenkultur zu ermutigen, die jenes gemeinsame Dritte, jene weitergehende Dimension des Gesellschaftsvertrages auf europäischer Ebene thematisieren kann." (251) Insgesamt wird mit Hilfe verschiedenster Denker, von Hegel bis Hannah Arendt, die Möglichkeit der Schaffung eines neuen public spirits (274) beschworen, der auf einer nur unzureichend festgelegten Konzeption von Gesellschaft und Gemeinsinn beruht. "In einer Welt, in der die Gemeinwesen näher zusammenrücken, kommt es auf die Kommunikationsfähigkeit an; diese erfordert Selbstbewußtsein." (221)
Thomas Morick (TM)
Dipl.-Politologe.
Rubrizierung: 2.3 | 2.35 | 2.311 | 5.4
Empfohlene Zitierweise: Thomas Morick, Rezension zu: Antonia Grunenberg: Der Schlaf der Freiheit. Reinbek: 1997, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/2844-der-schlaf-der-freiheit_3748, veröffentlicht am 25.06.2007.
Buch-Nr.: 3748
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Dipl.-Politologe.
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