Rechtswiss. Diss. Kiel; Gutachter: J. Delbrück, E. Schmidt-Jortzig. – In der überarbeiteten Fassung ihrer Arbeit aus dem Jahr 1995 diskutiert Gading ein gleichermaßen politisch aktuelles wie politikwissenschaftlich bedeutendes Thema: die Zulässigkeit militärischer Zwangsmaßnahmen des UN-Sicherheitsrates zur Durchsetzung von Menschenrechten auf der Grundlage der UN-Charta. Insofern ein humanitär motiviertes militärisches Eingreifen der UNO eine Beeinträchtigung der staatlichen Souveränität als eines Kernelements des Völkerrechts impliziert, kann es grundsätzlich nur bei einer Bedrohung des Friedens unter Berufung auf Art. 39 der Charta erfolgen. In ihrer teleologischen Auslegung des Begriffs der Friedensbedrohung, die politiktheoretische Konzeptionen ebenso wie die bisherige Praxis des Sicherheitsrates reflektiert, gelangt Gading zu dem Ergebnis, daß das Friedenskonzept der UN-Charta auch die Einhaltung der Menschenrechte umfaßt, die erga omnes bestehen. Bei Wahrung des (völkerrechtlichen) Gebots der Verhältnismäßigkeit sind militärische Zwangsmaßnahmen des Sicherheitsrates aus humanitären Gründen demnach zulässig; als "Grenze für die Auslegung des Begriffs der Friedensbedrohung" fungiert "das Prinzip der Souveränität der Staaten" (232).