/ 28.11.2013
Klaus Schroeder
Der SED-Staat. Geschichte und Strukturen der DDR 1949-1990
Wien/Köln/Weimar: Böhlau Verlag 2013; XXII, 1.134 S.; 3., vollst. überarb. und stark erw. Neuausg.; 99,- €; ISBN 978-3-412-21109-7Klaus Schroeder hat sein Standardwerk, das sich an Studierende, Lehrer_innen, Schüler_innen sowie alle insgesamt an der DDR Interessierten richtet, erheblich erweitert. Er hat nicht nur viele Abschnitte, die bereits in der früheren Auflage vorhanden waren, um weitere Informationen ergänzt, sondern ganze Kapitel neu verfasst, die Struktur des ehemaligen Teil C aufgebrochen und zwei deutlich ausführlichere Teile geschrieben. Im neuen Teil C widmet sich Schroeder wesentlich eingehender als bisher den politischen und sozialen Facetten des deutsch‑deutschen Verhältnisses und beleuchtet beide Gesellschaften vergleichend, beispielsweise in Bezug auf Kaufkraft, Vermögensverteilung, Haushaltseinkommen, Lebenserwartung, Kinderzahl, Eheschließungen und Suizide. Außerdem seien hier exemplarisch die neuen Kapitel zum Rechtsextremismus und zum Sport hervorgehoben. Ersteres stellt eindrücklich die weit verbreiteten rechtsextremen Einstellungen und Handlungen von DDR‑Bürgern dar, die es offiziell zwar nicht gab, die aber, wie die nun zugänglichen Akten eindeutig belegen, von Behörden seit den 1950er‑Jahren festgestellt wurden und Mitte der 1980er‑Jahre deutlich zunahmen. Das Sportkapitel macht bereits auf den ersten Seiten deutlich, wie stark Spitzensport und Politik miteinander verwoben waren und dass die (auch mithilfe von Doping erzielten) Leistungen die Überlegenheit des sozialistischen Systems beweisen sollten. Ein weiterer neuer Teil des Bandes enthält biografische Angaben wichtiger politischer Akteure der DDR, die vorrangig dem Standardnachschlagewerk „Wer war wer in der DDR?“ aus dem Jahr 2000 entnommen wurden (siehe Buch‑Nr. 11922). Auch in der Neuauflage widerspricht Schroeder vehement all jenen sogenannten immanenten Darstellungen, die für sich beanspruchen, eine interne Plausibilität des historischen Gewordenseins zu ergründen, und charakterisiert die DDR demgegenüber als „(spät)totalitäre[n] Versorgungs‑ und Überwachungsstaat“, der „die Menschen unterdrückte, aus politischen Gründen verfolgte und inhaftierte und wenig Spielraum für individuelle Freiheiten ließ“ (XVIII).
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.314
Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Klaus Schroeder: Der SED-Staat. Wien/Köln/Weimar: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/36465-der-sed-staat_44676, veröffentlicht am 28.11.2013.
Buch-Nr.: 44676
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M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
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