Im Juli 2007 hielt der französische Staatspräsident Sarkozy an der Universität der senegalesischen Hauptstadt Dakar eine höchst umstrittene Rede. Mit belehrender Arroganz und einem „hochtrabenden Ethnozentrismus“ (7) wandte er sich an die afrikanische Jugend und legte ihr seine vielfach als neokolonialistisch und paternalistisch kritisierten Vorstellungen über die Zukunft der Beziehungen zwischen Europa und Afrika dar. Als einen „Aufschrei der Empörung“ (5) charakterisieren die Herausgeber die in diesem Band versammelten Reaktionen afrikanischer Intellektueller auf diese Rede. Sie entstammen einem 2009 in Paris erschienenen Essayband. Aus historischer, lingustischer und kulturanthropologischer Perspektive werden Sarkozys Ausführungen zum Teil polemisch aufs Korn genommen. Ihm und seinem Redenschreiber Henri Guaino werden Geschichtsfälschung und ein leichtsinniger Umgang mit Quellen nachgewiesen. Mehrere Autoren fordern die Stärkung einer panafrikanischen Solidarität, und Théophile Obenga hält eine Abkehr von den „eurozentristischen ‚Afrikastudien’“ (248) – seiner Meinung nach die „Hauptursache“ (246) der Probleme Afrikas – für dringend geboten. Einen Blick auf das Afrikabild der französischen Präsidenten seit Charles de Gaulle wirft Odile Tobner und kommt – als Antwort auf Sarkozys „Beschwörung eines geschichtslos-immobilen Afrikas“ (149) – zu dem Schluss: „Im Lichte dieser Reden ist es nicht Afrika, sondern Frankreich, das im Immergleichen und einer geschichtsfernen Haltung festzustecken scheint“ (150). Und auch der Politikwissenschaftler Mahamadou Siribié, der die veränderte Rolle Afrikas im Kontext der Globalisierung betrachtet, stellt fest, dass nicht Afrika, sondern den internationalen ökonomischen Institutionen Unbeweglichkeit vorzuwerfen ist. Für die europäischen Leser mag sich aus diesen Texten „ein ungewohntes Bild der eigenen Kultur, der eigenen Geschichte und [...] der eigenen Identität ergeben“, schreiben die Herausgeber und beanspruchen, mit ihrem Band zu „Nachdenklichkeit“ und einem „Blick mit anderen Augen auf das Eigene“ (16 f.) anzuregen.