Entgegen den Erwartungen, die der Titel weckt, präsentiert der Historiker und Archäologe Dieter Reinisch keine eigene sozialwissenschaftliche Analyse urkommunistischer Gesellschaften oder Gesellschaftsmodelle. Sein in fünf Kapitel gegliederter Sammelband gehört eher, so der Herausgeber selbst, in das Gebiet der „Ur- und Frühgeschichtsforschung“ (26). Geweckt werden soll unter anderem das „Interesse für die Heranziehung marxistischer Forschungsergebnisse“ (25). Das Plädoyer für den Marxismus an dieser und anderer Stelle wirkt allerdings befremdlich, es schleicht sich der Verdacht ein, dass hier Wissenschaft und Politik Hand in Hand gehen. Auf eine Sammlung von marxistischen Texten über den Urkommunismus, in der neben Friedrich Engels unter anderem auch der deutsche Emigrant Ernest Mandel zu Wort kommt, folgen einige Darstellungen „linker Nationalisten“ (71). Die Aufsätze des folgenden Kapitels, in dem Essenzen aus der Forschung in der DDR und der UdSSR zu urkommunistischen Gesellschaften unter anderem in der Region des heutigen Deutschlands dargelegt werden, kommen – wie alle anderen Beiträge des Bandes – leider über sehr wenige Seiten nicht hinaus. Die letzten beiden Abschnitte schließlich präsentieren die Befunde der Archäologie. Wenn hier alle fünf Kapitel benannt werden, so nur, um die Heterogenität des Sammelbandes zu verdeutlichen – sehr kurze Analysen marxistischer Theoretiker und DDR-Forscher sowie einiger Archäologen zusammenzubringen, erweckt den Eindruck der Willkür oder der politischen geprägten Fallauswahl. Der Umschlagtext unterstreicht diesen Eindruck, denn ihm zufolge zeige der Band neben den Auffassungen verschiedener Disziplinen vom Urkommunismus „wie archäologische Befunde mittels der Methoden der Dialektik und des Materialismus interpretiert werden können“. Diesem Anspruch wird der Band jedoch nicht gerecht, weil hierzu eine Metaanalyse archäologischer Analysen notwendig wäre. Daran allerdings mangelt es ebenso wie an einem vergleichenden oder einführenden Aufsatz, der die qualitativ wie quantitativ höchst unterschiedlichen Beiträge unter einem einheitlichen methodischen Dach vereinigt.