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/ 20.06.2013
Jan Rolin

Der Ursprung des Staates. Die naturrechtlich-rechtsphilosophische Legitimation von Staat und Staatsgewalt im Deutschland des 18. und 19. Jahrhunderts

Tübingen: Mohr Siebeck 2005 (Grundlagen der Rechtswissenschaft 4); XI, 298 S.; brosch., 49,- €; ISBN 3-16-148667-6
Rechtswiss. Diss. Bayreuth; Gutachter: D. Klippel. – Thema der Arbeit ist der „naturrechtlich-rechtsphilosophische Diskurs über Ursprung und Rechtfertigung des Staates“ (1) vom 18. Jahrhundert bis zur Reichsgründung 1871. Rolin wendet sich gegen die Auffassung, die Theorie des Rechts- und Verfassungsstaats auf mittelalterliche und frühneuzeitliche Wurzeln zurückzuführen und vertritt die These, dass dieser im Sinne der „‚modernen’ rechtlichen und politisch-sozialen Sprache der deutschen politischen Theorie bis in die letzten beiden Dekaden des 18. Jahrhunderts fremd war“ (3). Der Nachweis erfolgt anhand einer breit abgesicherten ideengeschichtlichen Analyse zu den Vertragstheorien, den Naturrechtslehren und den organischen Staatskonzeptionen. Rolin kommt zu dem Ergebnis, dass das „Staatsvertragsmodell [...] im älteren Naturrecht der Aufklärung“ grundsätzlich der „Rechtfertigung [...] des absolutistischen Fürstenstaats“ diente (265); auch die Einbindung ständischer Konzeptionen der Herrschaftsbegrenzung dürfe nicht mit liberal-konstitutionellen Vorstellungen verwechselt werden. Die politische Theorie des 19. Jahrhunderts differenzierte sich hiergegen dann vielfältig aus: „Während liberale Gegner [...] nur behutsam von der kontraktuellen Staatsgründungstheorie [...] Abschied nahmen, reduzierten vor allem konservative Autoren [...] Staat und Staatsgewalt auf natürliche und/oder historische Gesetzmäßigkeiten“. Diese organischen Staatslehren führten einerseits zur „Implementierung des Gedankens völkischer [...] Identität in die Theorie der Staatsentstehung und -legitimation“ (266 f.). Gleichwohl lehnten sich auch liberale Staatstheoretiker an organische Konzepte an, die sich ihrerseits zwecks Begrenzung der Fürstensouveränität zum „Konzept der Staatssouveränität“ wandelten (263). Wer also etwas darüber erfahren möchte, wo die bis heute problematische „gemeinschaftsbezogene“ und „etatistische Schlagseite“ in der deutschen Staatslehre herkommt, für den hält Rolin differenzierte Einsichten bereit.
Robert Chr. van Ooyen (RVO)
Dr., ORR, Hochschullehrer für Staats- und Gesellschaftswissenschaften, Fachhochschule des Bundes Lübeck; Lehrbeauftragter am OSI der FU Berlin sowie am Masterstudiengang "Politik und Verfassung" der TU Dresden.
Rubrizierung: 5.335.322.32.311 Empfohlene Zitierweise: Robert Chr. van Ooyen, Rezension zu: Jan Rolin: Der Ursprung des Staates. Tübingen: 2005, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/24442-der-ursprung-des-staates_28218, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 28218 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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