Einst sahen die Kommunisten „in ihm einen potenziell gefährlichen politischen Widersacher“ (41). In eine einfache, aber wohlhabende Familie hineingeboren und von Jesuiten erzogen, war Castro Rechtsanwalt geworden. Bereits an der Universität aber hatte er sich der Politik zugewandt, mit einem Lebensziel: Kuba zu helfen, das „Joch der amerikanischen Vorherrschaft abzuwerfen“ (32). Coltman, 1991 bis 1994 britischer Botschafter in Havanna und zuvor Leiter der Lateinamerika-Abteilung des britischen Außenministeriums, ergründet die Motive und den Weg des kubanischen Diktators vorurteilsfrei. Der Blick eines Kalten Kriegers auf Kuba liegt ihm fern. So ist eine Biografie entstanden, mit der nicht nur Castro als Mensch und Politiker in seiner ganzen Widersprüchlichkeit porträtiert, sondern auch die kubanische Revolution fast en passant aus ihrem historischen Kontext heraus erklärt wird. Durch u. a. die beispielhafte Schilderung der politischen Unterwerfung des Dichters Heberto Padilla lässt Coltman dem Leser genug Raum, sich selbst eine Meinung über den diktatorischen Charakter des Regimes unter Castro zu bilden. Dieser habe einst verkündet, dass die Geschichte ihn freisprechen werde. Mittlerweile sei er bescheidener geworden, schreibt Coltman. Castro glaube aber, dass die Menschen am Ende zumindest einsehen müssten, „dass wir standhaft gewesen sind, unsere Überzeugung und Unabhängigkeit verteidigt haben, Gerechtigkeit üben wollten und rebellisch gewesen sind“ (462).