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/ 22.06.2013
Manfred Wilke

Der Weg zur Mauer. Stationen der Teilungsgeschichte

Berlin: Ch. Links Verlag 2011 (Beiträge zur Geschichte von Mauer und Flucht); 472 S.; 39,90 €; ISBN 978-3-86153-623-9
Das Ziel der noch jungen Stiftung Berliner Mauer ist es, einer breiten Öffentlichkeit die Geschichte der Berliner Mauer und der Fluchtbewegungen aus der DDR näherzubringen. Für das interdisziplinäre Projekt konnte u. a. Manfred Wilke gewonnen werden, der nun in seinem Buch vor allem die politischen Entscheidungen der verschiedenen Seiten und deren weitreichende Auswirkungen bis zum Bau der Berliner Mauer nachzeichnet. Wilke veranschaulicht, wie bereits während der ersten Berlin-Krise der Konflikt zwischen den westlichen Besatzungsmächten und der sowjetischen Seite spürbar wurde. Die Spannungen verschärften sich durch die weiteren Entwicklungen, der Aufstand am 17. Juni 1953 trug maßgeblich dazu bei, dass die SED und die KPdSU fortan anders mit den ostdeutschen Bürgern umgingen. Insbesondere die Kapitel über die zweite Berlin-Krise sind für Historiker, Politikwissenschaftler und politisch Interessierte von erheblichem Mehrwert im Vergleich zu bisherigen Veröffentlichungen, denn Wilke bezieht der Forschung bisher nicht zugängliche Gesprächsprotokolle in seine Darstellungen ein. Diese neuen Kenntnisse gehen auf eine Zusammenarbeit mit Gerhard Wettig zurück, der die Akten ebenfalls für eine Publikation nutzte („Chruschtschows Westpolitik 1955 bis 1964“, siehe Buch-Nr. 40517). Minutiös rekonstruiert Wilke einzelne Beratungen zwischen Ulbricht und Chruschtschow, stellt ihre Standpunkte und Absprachen dar und bezieht diese wieder auf die politische Entwicklung insgesamt. Die Protokolle offenbaren vor allem das Ungleichgewicht der beiden Gesprächspartner. So ernannte Ulbricht 1961 den „Kampf gegen die Republikflucht“ (270) zur Hauptaufgabe und sah in der wirtschaftlich schlechten Entwicklung der DDR einen wichtigen Grund für die Abwanderung. Chruschtschow hingegen maß dem geplanten Friedensvertrag mit den USA eine höhere Priorität bei und stellte klar: „‚Natürlich gibt es bei Ihnen Schwierigkeiten, aber an diesen Schwierigkeiten wächst die DDR. […] Also machen Sie nicht auf Mitleid.’“ (279) Zusätzlich zu den zahlreichen Aktenaufarbeitungen reichert Wilke sein Buch durch ein Interview mit dem damaligen stellvertretenden Chef der Operationsabteilung der Gruppe der sowjetischen Streitkräfte in Deutschland an. Hierdurch ist es ihm möglich, den Ablauf der militärischen Planungen zum Mauerbau präzise darstellen.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.3142.3134.1 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Manfred Wilke: Der Weg zur Mauer. Berlin: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/34045-der-weg-zur-mauer_40807, veröffentlicht am 18.08.2011. Buch-Nr.: 40807 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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