/ 21.06.2013
Alexander Meschnig
Der Wille zur Bewegung. Militärischer Traum und totalitäres Programm. Eine Mentalitätsgeschichte vom Ersten Weltkrieg zum Nationalsozialismus
Bielefeld: transcript Verlag 2008 (Histoire); 350 S.; 29,80 €; ISBN 978-3-89942-955-8Der Politikwissenschaftler und Psychologe Meschnig untersucht das Motiv der „Bewegung“ zwischen Erstem und Zweitem Weltkrieg. Konzeptionell möchte er „die Auseinandersetzung mit dem Thema Krieg als einem legitimen Gegenstand, insbesondere der Politikwissenschaft, vorantreiben“ (15), nennt seine Arbeit aber eine „Mentalitätsgeschichte“. Im Anschluss an Herfried Münkler schildert Meschnig drei Reaktionsweisen auf den Ersten Weltkrieg: prinzipiellen Pazifismus, Kriegsverhütung durch Neuordnung der Staatenwelt und schließlich eine Richtung, die durch veränderte Strategien, Gefechtstaktiken und neue Waffen „den Krieg wieder führbar machen“ (10 f.) wollte. Letztere untersucht er anhand des militärischen Fachschrifttums, literarischer Berichte und politischer Publizistik, mit dem Ergebnis: „Der Stellungskrieg an der Westfront 1914-1918 war die konkrete Übersetzung der Angst vor Stillstand in die Realität eines Krieges, den niemand in dieser Weise führen wollte […]. Alle […] Strategie zielte darauf wieder Bewegung zu ermöglichen, Fluss in die Operation zu bringen“ (287 f.). Der Autor bringt eine Vielzahl interessanter und überraschender Einsichten. Allerdings ist es schwierig, sich die Systematik der Darstellung zu erschließen, der Aufbau wirkt mitunter assoziativ, einiges ist redundant. Ärgerlich sind die vielen sprachlichen, mitunter leider auch sachlichen Flüchtigkeiten und Fehler. Meschnigs Verdienst ist es, dass er bedeutendes Material zusammengetragen hat und an eine wichtige historische Entwicklungslinie vom Ersten Weltkrieg zum Nationalsozialismus erinnert: „Der Ausweg aus der unerträglichen Situation des Stillstandes besteht in einer ersehnten und gleichsam unbestimmten Bewegung, die in der Nachkriegszeit Gestalt annimmt und ihre destruktive Wirkung ab 1933 voll entfaltet“ (331).
Gideon Botsch (GB)
Dr., Dipl. Pol., wiss. Mitarbeiter, Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien Potsdam (http://www.mmz-potsdam.de).
Rubrizierung: 2.311 | 2.312
Empfohlene Zitierweise: Gideon Botsch, Rezension zu: Alexander Meschnig: Der Wille zur Bewegung. Bielefeld: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/30147-der-wille-zur-bewegung_35744, veröffentlicht am 10.02.2009.
Buch-Nr.: 35744
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Dr., Dipl. Pol., wiss. Mitarbeiter, Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien Potsdam (http://www.mmz-potsdam.de).
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