Die material- und quellenreiche Arbeit analysiert die ordnungspolitischen Probleme des heutigen Wohlfahrtsstaates vor dem Hintergrund seiner historischen Entwicklung in Deutschland. Sie schildert zunächst Struktur und Begründungsmuster des "älteren Wohlfahrtsstaates der Könige und ihrer 'aufgeklärten' Beamten" im Preußen des 18. Jahrhunderts. Unter Wohlfahrtsstaat wird ein Gebilde verstanden, "in welchem leitender Staatszweck die Wohlfahrtsmaximierung der Bürger durch direkte Staatsintervention ist; in dem also die Lebensplanung der Bürger oder 'Untertanen' nicht nach deren selbstgesetzten Präferenzen, sondern - auf wichtigen Gebieten ihres Privatlebens - nach dem Wertkodex der Regierenden geschieht" (13). In der Gegenüberstellung von "Taxis" und "Kosmos" (geschlossener und offener Gesellschaft) macht der Autor aus seiner Parteinahme für letzere keinen Hehl. Als Sündenfall der Gesellschaftspolitik betrachtet er die Bismarcksche Wende von 1878, die den Siegeszug des modernen Wohlfahrtsstaates eingeleitet habe. Während auf politischem, religiösem und philosopischem Gebiet heute uneingeschränkter Pluralismus herrsche, seien im gesellschaftlichen Bereich die Bürger infolge dieser Entwicklung von staatlicher Vorsorge nahezu vollständig abhängig geworden. Habermann räumt ein, daß das liberale Denken in jüngster Zeit an Boden wieder gewonnen habe, verbindet damit jedoch nur wenig Hoffnung auf tatsächliche Veränderung: selbst starken Kräften wie Ronald Reagan und Margaret Thatcher sei es in der Vergangenheit nicht gelungen, den Wohlfahrtsstaat entscheidend zurückzudrängen.