/ 04.06.2013
Julius H. Schoeps
Deutsch-jüdische Symbiose oder Die mißglückte Emanzipation
Berlin/Potsdam/Bodenheim: Philo Verlagsgesellschaft 1996; 418 S.; geb., 64,- DM; ISBN 3-8257-0031-3Die vorliegenden Studien erschienen zwischen 1983 und 1995. Sie wurden für die Neuausgabe überarbeitet. Knapp drei Jahrhunderte werden abgedeckt; der Schwerpunkt liegt auf dem 19. Jahrhundert. Die im Anhang abgedruckten autobiographischen Skizzen verdeutlichen den Ansatz des Autors: Er zeigt, daß die jüdische Geschichte nicht von der deutschen zu trennen ist. Die Aufsätze beleuchten den Versuch einer bislang immer noch nicht abgeschlossenen Emanzipation der Juden in Deutschland, d. h. ihr "Bemühen, dazugehören zu wollen" und ihren "Wunsch, sich als 'deutsche' Juden zu definieren" (9).
Inhalt: Aufklärung, Judentum und bürgerliche Gleichstellung: Auf dem Weg zur Glaubensfreiheit. Die Herausbildung des Toleranzbegriffes in Brandenburg-Preußen im Zeitalter Moses Mendelssohns; Christentum ohne Christus? David Friedländers Versuch einer Glaubensvereinigung auf der Grundlage der Aufklärung und des Rationalismus; Liberalismus, Emanzipation und jüdische Reform. Die Anfänge der Berliner Reformgemeinde zur Zeit von Samuel Holdheim, Sigismund Stern und A. Bernstein; Salomon Ludwig Steinheim als Emanzipationspolitiker. Ein Beitrag zur öffentlichen Debatte um die bürgerliche und rechtliche Gleichstellung der Juden in Holstein; Gabriel Riessers Plädoyer für die Gleichberechtigung. Das demokratische Prinzip und die Rolle der Juden in der 48er Revolution und in der Frankfurter Paulskirche; An der Seite der Unterdrückten. Der Demokrat Ludwig Kalisch (1814-1882) im Vormärz, in der Revolution von 1848 und im französischen Exil. Antisemitismus, Abwehrkampf und Identitätskrise: Die Flucht in den Haß. Vom Antijudaismus zum Antisemitismus; Christliches Bekenntnis oder modernes Marranentum? Der Übergang vom Judentum zum Christentum: Das Beispiel Abraham und Felix Mendelssohn Bartholdy; Christlicher Staat und jüdische Gleichberechtigung. Der Antisemitismus der Konservativen und der jüdische Abwehrkampf im Reaktionsjahrzehnt in Preußen (1850-1858); Ritualmordbeschuldigung und Blutaberglaube. Die Affäre Buschhoff im niederrheinischen Xanten; Der ungeliebte Außenseiter. Kritik und Selbsthaß als Grundelemente im Leben des Schriftstellers und Philosophen Theodor Lessing; Das Doppelgesicht der Aufklärung. Der Reuchlin-Pfefferkorn-Streit in der jüdischen Historiographie des 19. und 20. Jahrhunderts. Nationaljudentum, Autoemanzipation und Selbsthilfe: Autoemanzipation und Selbsthilfe. Die Anfänge der nationaljüdischen Bewegung in Deutschland; Moderne Erben der Makkabäer. Die Anfänge der Wiener "Kadimah" (1882-1897); Theodor Herzl und die Affäre Dreyfus. Die Zeremonie der Degradierung als Absage an die Vision vom gleichberechtigten jüdischen Bürger; "Wenn ihr wollt, ist es kein Märchen". Theodor Herzls Staatsutopie und die Vision des Judenstaates in seinem Roman "Altneuland"; Assimilant oder Präzionist? Die Moses-Mendelssohn-Rezeption in den Anfängen der nationaljüdischen Bewegung in Deutschland. Anhang: "Vergiß niemals Dein Volk Israel!" Autobiographische Anmerkungen und Notizen.
Axel Gablik (AG)
Dr., Historiker.
Rubrizierung: 2.311
Empfohlene Zitierweise: Axel Gablik, Rezension zu: Julius H. Schoeps: Deutsch-jüdische Symbiose oder Die mißglückte Emanzipation Berlin/Potsdam/Bodenheim: 1996, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/3510-deutsch-juedische-symbiose-oder-die-missglueckte-emanzipation_4681, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 4681
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Dr., Historiker.
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