/ 22.06.2013
Christoph Seidler
Deutschlands verborgene Rohstoffe. Kupfer, Gold und Seltene Erden
München: Carl Hanser Verlag 2012; 245 S.; geb., 18,90 €; ISBN 978-3-446-43213-0Deutschland für ein rohstoffreiches Land zu halten, ist eher ungewöhnlich. Der Wissenschaftsjournalist Christoph Seidler jedoch ist dieser Meinung. Seine zentrale These lautet, dass angesichts einer steigenden Nachfrage auf dem Weltmarkt der Abbau von Rohstoffen lukrativ wird. Zum Nachweis nimmt er – locker im Ton und leicht lesbar gehalten – seine Leser mit auf die Reise durch das rohstoffreiche Deutschland und erzählt von Seltener Erde in Sachsen, Kupfer in Brandenburg und Sachsen, Zinn und Lithium im Erzgebirge, Öl‑ und Gasvorkommen in Niedersachsen und Nordrhein‑Westfalen sowie von Gold am Rhein. Da er Experten aus verschiedenen Bereichen interviewt, ergibt sich ein ausgewogenes Bild, mit dem auch die Probleme bei der Rohstoffgewinnung allgemein und konkret in Deutschland skizziert werden. Gleichzeitig wird deutlich, dass Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten die Rohstoffpolitik vernachlässigt hat, erst neuerdings interessiert sich die Politik wieder für das Thema. Vor diesem Hintergrund untersucht Seidler, ob Deutschland überhaupt Rohstoffe fördern sollte und welche Zerstörungen der Umwelt durch deren Gewinnung entstehen könnten. Er kommt zu dem Schluss: „Es gibt keinen vernünftigen Grund, an der grundsätzlichen Umweltverträglichkeit des neuen deutschen Rohstoffwunders ernsthaft Zweifel anzumelden“ (201). Er betont jedoch, dass bei den Förderverfahren die nach seiner Darstellung rigiden Regeln eingehalten werden müssten wie auch die Bürger in die Planung neuer Vorhaben einzubeziehen seien. Nicht vergessen werden sollte dabei, dass häufig die Alternative zum eigenen Abbau darin bestehe, die Rohstoffe aus Ländern zu importieren, die Rohstoffförderung unter weit schlechteren Umwelt‑ und Arbeitsbedingungen betreiben. Dabei drohe zudem eine Abhängigkeit von autoritären Staaten. Auch die grundsätzliche Problematik, ob nicht besser im Zuge von Veränderungen im Konsumverhalten der Ressourcenverbrauch reduziert werden sollte, anstatt immer mehr Ressourcen abzubauen, reißt Seidler an. Er verweist hier vor allem auf die Möglichkeit einer Effizienzsteigerung und das Recycling von alten Rohstoffen. Letztlich kann er die Frage, ob es sich lohnt, in Deutschland Rohstoffe abzubauen, aufgrund der Unvorhersehbarkeit des Geschäfts nicht beantworten. Sicher sei aber, dass Deutschland trotz aller Vorkommen ein Importland für Rohstoffe bleibe.
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.34 | 2.343 | 2.341
Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Christoph Seidler: Deutschlands verborgene Rohstoffe. München: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/35622-deutschlands-verborgene-rohstoffe_42987, veröffentlicht am 21.02.2013.
Buch-Nr.: 42987
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Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
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