Eine von Adorno geplante moralphilosophische Schrift, die sein Gesamtwerk hätte abschließen sollen, wurde zu seinen Lebzeiten nicht vollendet. Seine Reflexionen im Anschluß an Nietzsches Destruktion der Begründungszusammenhänge traditioneller Ethiken lassen jedoch die "Umrisse einer negativen Moralphilosophie" (14) erkennen. Kennzeichnend für diesen metaethischen Standpunkt ist eine kritische Selbstreflexion: die Frage, "ob Moral als System, ob Ethik selbst moralisch sei" (14). Kohlmann distanziert sich mit seiner Studie von den ebenso zahlreichen wie vergeblichen Versuchen, eine "Rekonstruktion" der Philosophie Adornos zu leisten. Der Autor verfolgt somit "eine eher 'restauratorische' Intention" (15), die sich gegen fragmentarische Verwertungen von Theorieelementen für aktuelle Ethikentwürfe richtet. Mit dem Rückgriff auf Adornos "Dialektik der Moral" soll zugleich ein mangelndes philosophiehistorisches Bewußtsein offengelegt werden, worin "die Ursache für das grundlegende Defizit der gegenwärtigen Ethikdebatte" (12) vermutet wird. Inhaltsübersicht: Adornos Kritik an Grundpositionen der moralphilosophischen Moderne: I. Kant; II. Schopenhauer; III. Nietzsche. Negative Moralphilosophie: I. System; II. Schmerz-Impuls; III. Erfahrung; IV. Praxis.