Mit der Überarbeitung seiner Habilitationsschrift präsentiert Schütt "in fünf Essays jeweils eine Phase der bewegten Folge von Descartes-Bildern, die in der europäischen Philosophie eine Rolle gespielt haben" (XI). Unter Verzicht auf die ursprüngliche Absicht einer monographischen Darstellung der Rezeptionsgeschichte Descartes' hat sich die Hoffnung des Autors, "ein lesbares Buch" (XI) vorzulegen, durchaus bestätigt. Die Studien beabsichtigen keine neue Interpretation der philosophisch eher belanglosen Frage, ob Descartes zu Recht oder Unrecht als "Vater der modernen Philosophie" gelten könne. Der epochemachende Beitrag eines Philosophen stellt sich in seiner Wirkungsgeschichte dar, die immer zugleich eine "Geschichte von Projektionen" (184) ist. Schütt erzählt die facettenreiche Geschichte, die zur nachträglichen Erwählung jener "Vaterschaft" führte. Inhalt: Einleitung: Ein Gemeinplatz und seine Komponenten; 1. Ein "Großvater" im "Vorzimmer der Wahrheit". Descartes' "philosophische Romane" im Licht des 18. Jahrhunderts; 2. Die Entdeckung des "eigentlichen Anfangs". Descartes und die klassische deutsche Philosophie; 3. Ein schottischer Pate. Descartes' Rehabilitation im Frankreich der Restauration; 4. Erkenntnistheoretische Ausgrabungen. Descartes und die neukantianische Historiographie; 5. Der "Erzvater der Neuzeit". Descartes und die Krise der Moderne; Schluß: Die Philosophiegeschichte am Ende: weder Geschichte noch Philosophie.