/ 03.06.2013
Maritta Hein-Kremer
Die amerikanische Kulturoffensive. Gründung und Entwicklung der amerikanischen Information Centers in Westdeutschland und West-Berlin 1945 - 1955
Köln/Weimar/Wien: Böhlau Verlag 1996 (Beiträge zur Geschichte der Kulturpolitik 6); XIII, 644 S.; 138,- DM; ISBN 3-412-12395-1Geschichtswiss. Diss. Trier; Erstgutachter: K. Düwell. - Der Autorin geht es um die "Darstellung der Entwicklung der kulturpolitischen Beziehungen" (2) sowie um eine Untersuchung im "intentionalen und wirkungsgeschichtlichen Bereich" (6). Ihr Thema ist die wechselvolle Entwicklung der Information Centers, aus denen die Amerika-Häuser hervorgingen, im ersten Nachkriegsjahrzehnt; ein bislang zu wenig berücksichtigtes Feld, wie sie in zum Teil scharfer Abgrenzung von der bestehenden Literatur (10 ff.) begründet. Aus kleinen und elitären Anfängen haben sich die Centers vor allem mit dem Beginn des Kalten Krieges (die Zäsur setzt Hein-Kremer 1947) mehr und mehr "zu einer amerikanischen Zentralstelle für Öffentlichkeitsarbeit" (550) entwickelt, die einen Beitrag zum Antikommunismus und zur Westintegration liefern sollten. Die erfolgreiche Westorientierung der Bundesrepublik ließ diesen Aspekt weniger wichtig werden; schon 1953 waren die Häuser "so umfassend in das bundesrepublikanische Kultur- und Bildungsangebot eingebunden, daß man auf seiten der Amerikaner bereits einen Identitätsverlust der Kulturhäuser befürchtete" (548). Die Arbeit beruht vornehmlich auf einer reichen Auswertung von Archivalien. In enzyklopädischer Breite erschöpft die Autorin ihr Thema, manchmal allerdings auch den Leser. Eine Gliederungstiefe von bis zu fünf Ebenen ("8.2.2.1.1") kann kaum als übersichtlich gelten, und die Seitenzahl (und Preis) des Bandes hätte man sicherlich durch ein geschickteres Layout erheblich drücken können. Gleichwohl, Hein-Kremer dürfte mit dieser Arbeit die definitive Studie zu ihrem Thema vorgelegt haben.
Inhalt: I. Entwicklung des Information Center-Konzepts in den USA: 1. Der Aufbau der auswärtigen Kulturpolitik der USA; 2. Der Aufbau amerikanischer Kultureinrichtungen in Großbritannien und Frankreich. II. Die Planung und der Aufbau amerikanischer Bibliotheken in der amerikanischen Besatzungszone Deutschlands: 3. Die Entwicklung des amerikanischen Bibliotheksprogramms für Deutschland; 4. Der Aufbau der "American Libraries" unter OMGUS. III. Der Ausbau und die Funktionserweiterung des Information Center-Programms: 5. Die Verwaltung des Information Center-Programms in Washington; 6. Programmentwicklung vor Ort bis zum Ende der OMGUS-Periode. IV. Die Reorganisation und die Einbindung der Centers in das deutsche Kulturleben: 7. Der Funktionswandel des Information Center-Programms im Rahmen der organisatorischen und inhaltlichen Programmveränderungen in Washington ab 1949; 8. Die Programmgestaltung in der Bundesrepublik Deutschland bis 1955.
Michael Dreyer (MD)
Prof. Dr., Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 4.22 | 2.263 | 2.64 | 2.313
Empfohlene Zitierweise: Michael Dreyer, Rezension zu: Maritta Hein-Kremer: Die amerikanische Kulturoffensive. Köln/Weimar/Wien: 1996, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/2570-die-amerikanische-kulturoffensive_3366, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 3366
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Prof. Dr., Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
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