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/ 03.06.2013
F. A. von Hayek

Die Anmaßung von Wissen. Neue Freiburger Studien. Hrsg. von Wolfgang Kerber

Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1996 (Wirtschaftswissenschaftliche und wirtschaftsrechtliche Untersuchungen 32); XVI, 348 S.; Ln., 148,- DM; ISBN 3-16-146402-8
Die Sammlung vereinigt Arbeiten Hayeks aus dessen später Schaffensperiode, welche zum überwiegenden Teil bereits in deutscher Sprache verstreut publiziert wurden, teilweise erstmals deutsch wiedergegeben sind. Die Aufsätze kreisen um die sozialphilosophischen Themen, die Hayek zeit seines Lebens beschäftigten, während späte makroökonomische Arbeiten nicht in den Band aufgenommen sind. Angesichts der Krise des Sozialstaats erweist sich die Fundamentalkritik Hayeks an der Vorstellung sozialer Gerechtigkeit als überraschend aktuell. Sie dürfte schon deshalb von besonderem Interesse sein, weil sie gerade jene zur theoretischen Rechenschaftslegung herausfordert, welche den Sozialstaat auch in Zeiten der Stagnation bewahren wollen. Jenseits der Auseinandersetzung des großen Liberalen mit sozialen und sozialistischen Ideen liegen seine ausgesprochen subtilen erkenntnis- und wissenschaftstheoretischen Überlegungen (besonders in der "Theorie komplexer Phänomene"), die in den Sozialwissenschaften bisher viel zu wenig zur Kenntnis genommen wurden. Letzteres ist um so bedauerlicher, als Hayek einer der wenigen Theoretiker ist, die sich um eine originär sozialwissenschaftliche Wissenschaftslehre bemühen. Originell ist sein Ansatz, weil er sich einerseits zwar an naturwissenschaftlichen Theorien orientiert, sich andererseits aber gerade nicht dem naturwissenschaftlichen Erkenntnisparadigma beugt. Vor diesem Hintergrund geben Hayeks Arbeiten zum Thema Anlaß, die (auch von ihm selbst) immer wieder behauptete Nähe zu Poppers Wissenschaftslehre einer genaueren Untersuchung zu unterziehen. Die großzügig ausgestattete Aufsatzsammlung macht abermals deutlich, daß das Denken Hayeks bei all seiner Problematik gerade für die Politikwissenschaft, die den Gelehrten noch kaum angemessen zur Kenntnis nimmt, außerordentlich fruchtbar ist. Inhaltsübersicht: I. Evolution, Wissen und spontane Ordnung: Die Anmaßung von Wissen (1957); Die Irrtümer des Konstruktivismus und die Grundlagen legitimer Kritik gesellschaftlicher Gebilde (1970); Die drei Quellen der menschlichen Werte (1979); Die überschätzte Vernunft (1983); Evolution und spontane Ordnung (1983); Der Primat des Abstrakten (1969); Der Strom der Güter und Leistungen (1984). Liberalismus, Sozialismus und Demokratie: Sozialismus und Wissenschaft (1977); Die neue Konfusion über "Planwirtschaft" (1976); Der Atavismus "sozialer Gerechtigkeit" (1977); Die Illusion der sozialen Gerechtigkeit (1976); Wohin zielt die Demokratie? (1977); Liberalismus (1978); Die Erhaltung des liberalen Gedankengutes (1975); Eine sich selbst bildende Ordnung für die Gesellschaft (1968); Wissenschaft und Sozialismus (1979). Methodologie: Die Theorie komplexer Phänomene (1964); Zur Bewältigung von Unwissenheit (1979); Zwei Arten des Denkens (1975).
Michael Henkel (MH)
Priv.-Doz. DR., Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 5.45.2 Empfohlene Zitierweise: Michael Henkel, Rezension zu: F. A. von Hayek: Die Anmaßung von Wissen. Tübingen: 1996, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/1759-die-anmassung-von-wissen_2022, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 2022 Rezension drucken
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