/ 17.06.2013
Bernd Stöver
Die Befreiung vom Kommunismus. Amerikanische Liberation Policy im Kalten Krieg 1947-1991
Köln/Weimar/Wien: Böhlau Verlag 2002 (Zeithistorische Studien 22); 992 S.; geb., 49,90 €; ISBN 3-412-03002-3Habilitationsschrift Potsdam; Gutachter: C. Kleßmann, M. Görtemaker, P. Steinbach. - Die monumentale Arbeit befasst sich mit der Entstehung, Karriere, Wahrnehmung und Wirkung der amerikanischen Version einer Befreiungspolitik als offensives außenpolitisches Konzept im Kalten Krieg. Stöver zufolge, der hier erklärtermaßen ihre erste Gesamtdarstellung unternimmt, wird diese Liberation Policy in der Literatur überhaupt erst seit Anfang der 90er-Jahre als mehr denn bloß rhetorisches Säbelrasseln gewürdigt. Dabei sieht er sie im historischen Rückblick rasch in die Rolle der zweiten Seite jener Medaille hineinwachsen, deren andere Seite die Politik des Containment gewesen sei. Insbesondere vermisst er in den wenigen bisherigen Darstellungen die Würdigung des historischen Nährbodens für ihre Motive, des in ihrem Rahmen rasch entstehenden institutionell-personellen Netzwerks, sowie generell der Zeit nach der Niederwerfung der Aufstände von 1953 und 1956. Wenn Stöver den Schwerpunkt ebenfalls auf die Jahre vor dem Mauerbau legt, dann nicht als Endpunkt, sondern nur als Zäsur in ihrer Entwicklung. Besonders stark fokussiert er auf den Aspekt der Wahrnehmung der Befreiungspolitik in Ost und West, gerade auch jenseits der offiziellen Ebene in der Bevölkerung. Deshalb präsentiert sich seine Arbeit zum Teil auch als Mentalitätsgeschichte.
Inhaltsübersicht: I. Genesis einer Liberation Policy: 1. Missionsgedanke und Kreuzzugsidee als außenpolitische Paradigmen der USA; 2. Containment - Rollback - Liberation: Die Formulierung einer außenpolitischen Strategie im Kalten Krieg. II. Strategiedebatten um die realen Einwirkungsmöglichkeiten in Osteuropa: 1. Vorbildsuche: Die Lehren des Zweiten Weltkrieges; 2. Außenpolitische Musterfälle 1948-1953: Jugoslawien - Berlin - Korea. III. Das institutionelle Netzwerk: 1. Offizielle und private amerikanische Organisationen; 2. Ausländische Geheimdienste - Ostbüros - Kampfgruppen; 3. Emigrantenorganisationen; 4. Vertriebenenverbände und "gesamtdeutsche" Organisationen. IV. Planspiele. Die Befreiung des Ostblocks; V. Praxis der Befreiungspolitik: 1. Amerikanische Rundfunkstationen: VOA - RIAS - RFE/RL; 2. Flugblätter: Amerikanische und westdeutsche Aktionen; 3. Ökonomischer Druck: Trade and Aid; 4. Verdeckte Operationen: Spionage - Sabotage - Umsturz. VI. Wahrnehmung der Befreiungspolitik in Ostmitteleuropa; VII. Wahrnehmung der Befreiungspolitik in den USA und Westeuropa; VIII. Wahrnehmung und Realität. Die Aufstände 1953 und 1956; IX. Wandel der Befreiungspolitik nach 1956: 2. Der Mauerbau als "Ende der Illusionen"; 3. Die Verlagerung der Befreiungsidee auf die Dritte Welt: Die Beispiele Kuba und Vietnam. X. Reagan und die Renaissance der Befreiungsidee in den achtziger Jahren.
Thomas Nitzsche (TN)
M. A., Fachreferent für Politikwissenschaft, Soziologie und Wirtschaftswissenschaft an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek in Jena (ThULB).
Rubrizierung: 4.22 | 2.64 | 2.62 | 2.313 | 2.314
Empfohlene Zitierweise: Thomas Nitzsche, Rezension zu: Bernd Stöver: Die Befreiung vom Kommunismus. Köln/Weimar/Wien: 2002, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/14605-die-befreiung-vom-kommunismus_20299, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 20299
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M. A., Fachreferent für Politikwissenschaft, Soziologie und Wirtschaftswissenschaft an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek in Jena (ThULB).
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