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/ 22.06.2013
Anja Hanisch

Die DDR im KSZE-Prozess 1972-1985. Zwischen Ostabhängigkeit, Westabgrenzung und Ausreisebewegung

München: Oldenbourg Verlag 2012 (Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte 91); X, 414 S.; Ln., 49,80 €; ISBN 978-3-486-70503-4
Geschichtswiss. Diss. Leipzig; Begutachtung: H. Wentker, D. Brunner. – Die Arbeit entstand im Zuge eines Projekts des Instituts für Zeitgeschichte München zum Thema „Der KSZE-Prozess: Multilaterale Konferenzdiplomatie und die Folgen (1975-1989/91)“. Sie stellt den Pilotband dieses Projekts dar, weitere Studien zur Bundesrepublik Deutschland, zu Frankreich, Österreich, Polen, der Schweiz, der Sowjetunion und der Tschechoslowakei sind angekündigt. Der KSZE-Prozess war für die DDR mit zwiespältigen politischen Erfahrungen verbunden. Auf der einen Seite der Medaille ist der außenpolitische Prestigegewinn zu verzeichnen, der mit den wirkungsmächtigen Bildern der nebeneinander sitzenden Regierungschefs Erich Honecker und Helmut Schmidt bei der Helsinki-Konferenz bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Auf der anderen Seite stehen die politischen Forderungen unzufriedener DDR-Bürger, die sich auf die humanitären und menschenrechtlichen Bestimmungen der KSZE-Schlussakte beriefen. Hanisch geht auf dieses spannungsvolle Verhältnis von Innen- und Außenpolitik der DDR im Rahmen des KSZE-Prozesses ein. Im ersten Kapitel beschreibt sie die politische Rolle der DDR im KSZE-Prozess bis zur Konferenz von Helsinki (1975). Neben einer minutiösen Rekonstruktion der Ereignisse fragt sie vor allem nach „östlichen Perzeptionen der Schlussakte von Helsinki“ (88). Dabei werden sowohl die Einschätzungen von SED, KPdSU und WVO (Warschauer Vertragsorganisation – das östliche NATO-Pendant) als auch die des MfS und des DDR-Innenministeriums dargestellt. Die gesellschaftlichen Reaktionen auf die Schlussakte von Helsinki beschreibt sie anhand der kirchlichen Diskussion und der Ausreisebewegung. Nach diesem Muster wird dann auch der weitere Verlauf des KSZE-Prozesses mit den Folgetreffen von Belgrad (1977 ff.) und Madrid (1980 ff.) analysiert. In der Darstellung der gesellschaftlichen Folgen der verschiedenen Etappen des KSZE-Prozesses liegt der quantitative Schwerpunkt klar auf der Ausreisebewegung; die Kirchen und oppositionellen Gruppen werden eher am Rande behandelt.
Sebastian Lasch (LA)
M. A., wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 2.3144.14.3 Empfohlene Zitierweise: Sebastian Lasch, Rezension zu: Anja Hanisch: Die DDR im KSZE-Prozess 1972-1985. München: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/35103-die-ddr-im-ksze-prozess-1972-1985_42250, veröffentlicht am 19.07.2012. Buch-Nr.: 42250 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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