Diss. FU Berlin. - Gerade aufgrund der internationalen Einbindung, des Vertrauensvorschusses und seiner geschichtlichen Verantwortung muß Deutschland nach Lehmann besonders sensibel auf sein Bild im Ausland - auf die Meinungen, Bedenken und Befürchtungen achten. Sie sind auch Richtlinie und Maßstab für die eigene Politik. Dieser Verpflichtung will Lehmann mit der Rekonstruktion der internationalen Debatte um die Vereinigung nachkommen. Der erste Band einer Reihe zu den Reaktionen des Auslands ist eine materialreiche und überaus gründlich recherchierte Sammlung der Diskussionen in der Presse der jeweiligen Länder. Der Zeitraum der Auswertung reicht vom Sommer 1989 bis zum 3. Oktober 1990. Die Analyse behandelt nacheinander die führenden (zwischen sechs und acht) Printmedien des betreffenden Landes, indem sie chronologisch die jeweiligen Diskussionen nachzeichnet. Diesen ausführlichen Darstellungen der veröffentlichten Meinung ist ein informativer Überblick zur offiziellen Politik des jeweiligen Landes sowie ein knapper Abriß einiger demoskopischer Daten vorangestellt. Lehmann weist in ihren Zusammenfassungen auf Übereinstimmungen, aber auch Diskrepanzen zwischen den drei Ebenen der offiziellen Politik, der öffentlichen und der veröffentlichten Meinung hin. Trotz der Materialfülle verliert die Arbeit nicht die übergreifenden Momente, Phasen und Argumentationslinien aus dem Auge. So bietet der Band eben nicht nur Länderstudien, sondern auch eine übergreifende Auseinandersetzung mit den Bedenken und Erwartungen der ehemaligen westlichen Siegermächte. Die Zitate aus den Zeitungen sind allesamt ins Deutsche übersetzt worden, was die Lesbarkeit zwar erleichtert, andererseits aber hier und da etwas von der spezifischen Tonlage nimmt. Der sehr eng gesetzte Text wird an einigen Stellen durch Reproduktionen von Titelbildern und Karikaturen zum Thema aufgelockert. Ein Namensregister und eine Chronologie erleichtern den Zugang bei Einzelfragen. Lehmanns Arbeit ist ein hervorragendes Kompendium für jeden, der sich mit dem außenpolitischen Prozeß der Vereinigung im besonderen, aber auch dem Bild der Deutschen im allgemeinen beschäftigt.