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/ 21.06.2013
Herfried Münkler

Die Deutschen und ihre Mythen

Berlin: Rowohlt 2009; 606 S.; 19,90 €; ISBN 978-3-87134-607-1
„Mythen sind Ansammlungen symbolischen Kapitals, von denen man gut leben kann, solange man sie hegt und pflegt“ (11), so definiert Münkler mehr schlecht als recht den Gegenstand seines populärhistorischen Opus. Weil das „ausgesprochen symbolarme“ (10) Nachkriegsdeutschland jedoch an einem „Mangel an gründungsmythischen Erzählungen“ leidet, greift Münkler stattdessen auf die nationalistischen Narrative zurück, die im „Mythisierungsschub des 19. Jahrhunderts“ (14) entstanden. Damit bedarf der Titel einer Korrektur: Im Buch werden politische Mythen besprochen, und zwar die des vorletzten Jahrhunderts. Warum sie den Vorzug verdienen vor der zeitgenössischen Erinnerungskultur, die sich seit Jahrzehnten an den Verbrechen des Nationalsozialismus abarbeitet, bleibt dabei unausgesprochen. Der Autor verfolge sein Projekt bereits seit zwei Jahrzehnten, schreibt er. Leider sind zwischenzeitlich die „Deutschen Erinnerungsorte“ von Etienne François und Hagen Schulze erschienen (siehe ZPol-Nr. 16775 und 26787) und lassen Münklers Projekt nun ein wenig fade wirken. Freilich setzt Münkler mit seinen Mythen und ihrem betonten Eigenleben einen anderen Akzent. Der historische Mehrwert bleibt aber dennoch geringer als es die Dicke des Buches auf den ersten Blick vermuten lässt.
Stefan Militzer (SM)
Dr., Publizist, Frankfurt a. M.
Rubrizierung: 2.312.35 Empfohlene Zitierweise: Stefan Militzer, Rezension zu: Herfried Münkler: Die Deutschen und ihre Mythen Berlin: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/29976-die-deutschen-und-ihre-mythen_35527, veröffentlicht am 05.05.2009. Buch-Nr.: 35527 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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