/ 21.06.2013
Michael Mann
Die dunkle Seite der Demokratie. Eine Theorie der ethnischen Säuberung. Aus dem Englischen von Werner Roller
Hamburg: Hamburger Edition 2007; 861 S.; geb., 40,- €; ISBN 978-3-936096-75-0Der Autor hat die Geschichte von ethnischen Säuberungen seit der Antike aufgearbeitet. Der besondere Schwerpunkt liegt auf dem 20. Jahrhundert. Ausführlich widmet er sich den Fällen Armenien, Nationalsozialismus, Jugoslawien und Ruanda. Eigene Kapitel erhalten aber auch die kommunistischen Säuberungen sowie die kontrafaktischen Fälle Indien und Indonesien, in denen es trotz ihrer Ausgangslage bislang zu keinen ethnischen Säuberungen kam. Die zentrale These von Manns fulminantem Buch besagt, dass es vorrangig dort zu ethnischen Säuberungen kommt, wo eine beginnende Modernisierung und Demokratisierung zusammentrifft mit einer Kombination aus ethnisch konnotierten Klassenunterschieden und der organischen Vorstellung von Nationalstaatlichkeit. Weit entfernt von einem makrosoziologischen Reduktionismus dringt Mann tief in die Biographien der Täter und erhellt so die komplexe Abhängigkeit, in der individuelle Psychologien, ideologischer Nationalismus und nicht selten auch ein sich unwillkürlich radikalisierender Prozess der gewaltsamen Unterdrückung schließlich in mörderischen Säuberungen kulminieren. Manns bereits in der Originalausgabe gefeiertes Buch ist das neue Standardwerk zum Thema und Dank seiner klaren Sprache auch für alle anderen Interessierten nur zu empfehlen.
Stefan Militzer (SM)
Dr., Publizist, Frankfurt a. M.
Rubrizierung: 2.25 | 4.42 | 2.312 | 2.23 | 2.67 | 2.61 | 2.63 | 2.68
Empfohlene Zitierweise: Stefan Militzer, Rezension zu: Michael Mann: Die dunkle Seite der Demokratie. Hamburg: 2007, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/27439-die-dunkle-seite-der-demokratie_32148, veröffentlicht am 16.08.2007.
Buch-Nr.: 32148
Inhaltsverzeichnis
Rezension drucken
Dr., Publizist, Frankfurt a. M.
CC-BY-NC-SA