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/ 07.04.2016
Raul Heimann

Die Frage nach Gerechtigkeit. Platons Politeia I und die Gerechtigkeitstheorien von Aristoteles, Hobbes und Nietzsche

Berlin: Duncker & Humblot 2015 (Philosophische Schriften 91); 261 S.; brosch., 76,90 €; ISBN 978-3-428-14339-9
Diss. FU Berlin; Begutachtung: R. Schrastetter, V. Gerhardt. – Platons „Politeia“ ist eines der zentralen Schlüsselwerke über das Politische. Gesucht wird die beste politische Ordnung. Das erste der insgesamt zehn Bücher des Werkes ist dem Frühwerk Platons zuzurechnen, denn es wird vom sokratischen Dialog bestimmt. Die folgenden Bücher heben sich in der epischen Darstellungsform davon ab; sie sind in Platons mittlerer Schaffensphase entstanden. Bereits im ersten Buch wird jedoch der Argumentationspfad grundgelegt. Als zentrale politische Kategorie steht hier die Gerechtigkeit im Mittelpunkt. Dazu werden drei Positionen erörtert, die seither in der Geschichte des politischen Denkens immer wieder aufgegriffen wurden und werden: Gerechtigkeit als Lebensprinzip, „keinen Menschen zu übervorteilen, zu hintergehen oder Geld schuldig zu bleiben“ (51), Gerechtigkeit als Handlungsmaxime, „Freunden zu nutzen und Feinden zu schaden“ (67), sowie Gerechtigkeit aus dem „Nutzen des Stärkeren“ (100). Diskutiert – sowohl bei Platon wie in der Rezeption Raul Heimanns – werden diese Haltungen in jeweils drei Schritten: Vorstellung der Position, deren Prüfung und schließliche Bewertung. Heimann ergänzt dazu jeweils ein Forschungskapitel, um einen Einblick in den Stand der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit den drei Positionstypen zu geben. Macht allein dies schon die Lektüre dieses Bandes zu einem Gewinn, so gilt das in gleicher Weise für die Untersuchung der Rolle der drei Positionen in den Werken von Aristoteles („Nikomachische Ethik“), Thomas Hobbes („Leviathan“) und Friedrich Nietzsche („Zur Genealogie der Moral“). Aristoteles sah die Verwirklichung von Gerechtigkeit „in der bürgerlichen Ausgleichspraxis“ (240), Hobbes bestimmte Gerechtigkeit „vom Subjekt her als ein wechselseitiges Vertragsverhältnis“ und Nietzsche „verstand die Gerechtigkeit vom Machtwillen“ (241) aus. Hier Verknüpfungen untersucht zu haben, ist das große Verdienst der Arbeit und ein wichtiger Beitrag zur langen Wirkungsgeschichte von Platons „Politeia“.
{KK}
Rubrizierung: 5.15.315.325.425.46 Empfohlene Zitierweise: Klaus Kremb, Rezension zu: Raul Heimann: Die Frage nach Gerechtigkeit. Berlin: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/39587-die-frage-nach-gerechtigkeit_47988, veröffentlicht am 07.04.2016. Buch-Nr.: 47988 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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