/ 11.06.2013
Gerd Becher / Elmar Treptow (Hrsg.)
Die gerechte Ordnung der Gesellschaft. Texte vom Altertum bis zur Gegenwart. Hrsg. Und mit Einführungen versehen von Gerd Becher und Elmar Treptow
Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2000; 363 S.; geb., 48,- DM; ISBN 3-593-36157-4Die Frage nach der Gerechtigkeit war und ist für jede Gesellschaft eine, wenn nicht die entscheidende Frage; deshalb, so die Herausgeber, ist es auch nicht müßig, die Antworten, die in der Geschichte des Geistes auf diese Frage gegeben wurden, zu sammeln, zu sichern und auf ihre Tauglichkeit für die Bewältigung der gegenwärtig anstehenden Probleme zu prüfen. Dabei nicht erst in der griechischen Antike anzufangen, sondern auch Texte aus der ägyptischen Pharaonenzeit wie aus dem alten China zu berücksichtigen, ist auf jeden Fall fruchtbar und sinnvoll. Nicht immer fruchtbar sind allerdings die kurzen Einführungen zu den Texten; hier findet sich einmal Banales (so bei Platon), einmal Brauchbares (so bei Hobbes) – die Unterschiede begründen sich vermutlich durch die jeweiligen Interessen der Herausgeber. Diese konzentrieren sich auf die Gerechtigkeit in der Gesellschaft, unter der sie die Verteilung von Herrschaft, Reichtum und geistig-kulturellen Gütern (13) verstehen. Dass die äußere Gerechtigkeit vielleicht etwas mit der inneren zu tun haben könnte, kommt bei solcher Perspektive nicht in den Blick – womit Autoren wie Platon, Thomas von Aquin und Oswald von Nell-Breuning dann eigentlich nur per Zufall ein Bleiberecht in diesem Band erhalten haben können.
Inhalt: Altertum und Mittelalter: Ptahhotep: Das Handeln der Machthaber muss frei sein von Unrecht (17-24); Hammurapi: Ich, der König der Gerechtigkeit (25-36); Hesiod: Das Recht übertrumpft die Gewalttat (37-42); Solon: Eunomia: Die Gute Gesetzlichkeit (43-44); Meister Kung (Konfuzius): Was dir selbst unerwünscht ist, füge auch keinem anderen zu (45-53); Mo Ti: Der Himmel wünscht Gerechtigkeit und hasst Unrecht (54-61); Platon: Dass jeder das Eigene und Seinige hat und tut (62-71); Aristoteles: Die drei Grundformen der Gerechtigkeit: Gesetzlichkeit, Verteilung und Ausgleich (72-82); Cicero: Vom pflichtgemäßen Handeln (83-90); Nizamulmulk: Das Reich dauert noch mit Unglauben, aber nicht mit Ungerechtigkeit (91-104); Thomas von Aquin: Politische Herrschaft muss dem Gemeinwohl dienen (105-116); Dante Alighieri: Die Welt ist am besten geordnet, wenn in ihr die Gerechtigkeit am meisten Macht besitzt (117-124). Neuzeit und Gegenwart: Thomas Morus: Der Staat Utopia: Gemeineigentum statt Privatbesitz (127-141); Thomas Hobbes: Der Zweck des Staates: Frieden und Gerechtigkeit (142-153); Jean-Jacques Rousseau: Freiheit und Gleichheit durch Gehorsam gegen das selbst gegebene Gesetz (154-165); Olympe de Gouges: Frau, erwache! Erkenne deine Rechte! (166-176); Gracchus Babeuf: Die vollkommene Gleichheit ist ein Urrecht (177-185); Immanuel Kant: Öffentlichkeit als Maßstab gerechter Politik (186-193); Alexis de Tocqueville: Die Gleichheit ist nicht erhaben, aber gerecht (194-205); John Stuart Mill: Nützlichkeit als Fundament der Gerechtigkeit (206-221); Ferdinand Lassalle: Sittlicher Staat versus Nachtwächterstaat (222-232); Karl Marx: Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen (233-241); Alfred Müller-Armack: Die Soziale Marktwirtschaft als "dritter Weg" (242-251); Oswald von Nell-Breuning: Die Einheit von sozialer Gerechtigkeit und Gemeinwohl (252-260); Simone de Beauvoir: Gerechtigkeit kann innerhalb der Ungerechtigkeit nie geschaffen werden (261-275); Martin Luther King: Die Pflicht zum Widerstand gegen ungerechte Gesetze (276-286); John Rawls: Gerechtigkeit als Fairness (287-298); Michael Walzer: Tyranneien und gerechte Gesellschaften (299-312); Carol Gilligan: Fürsorge als weibliche Alternative zur Gerechtigkeit (313-322); Anthony Giddens: Reich gegen Arm? Ein erfinderisches Modell der Gerechtigkeit (323-330); Jürgen Habermas: Eine Antwort auf wirtschaftliche Globalisierung: Weltinnenpolitik und weltbürgerliche Solidarität (331-343).
Barbara Zehnpfennnig (BZ)
Prof. Dr., Professur für Politische Theorie und Ideengeschichte, Universität Passau.
Rubrizierung: 5.42 | 5.41 | 5.31 | 5.32 | 5.33
Empfohlene Zitierweise: Barbara Zehnpfennnig, Rezension zu: Gerd Becher / Elmar Treptow (Hrsg.): Die gerechte Ordnung der Gesellschaft. Frankfurt a. M./New York: 2000, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/11943-die-gerechte-ordnung-der-gesellschaft_14245, veröffentlicht am 25.06.2007.
Buch-Nr.: 14245
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Prof. Dr., Professur für Politische Theorie und Ideengeschichte, Universität Passau.
CC-BY-NC-SA