/ 03.06.2013
Hans-Peter Martin / Harald Schumann
Die Globalisierungsfalle. Der Angriff auf Demokratie und Wohlstand
Reinbek: Rowohlt 1996; 352 S.; brosch., 38,- DM; ISBN 3-498-04381-1Der Begriff der Globalisierung scheint allgegenwärtig und doch nur schwer zu fassen. Die beiden Spiegel-Redakteure identifizieren Bankvorstände, die Chefetagen multinationaler Konzerne, Medienfürsten und Großaktionäre als die Protagonisten der Globalisierung. Ihnen allen ist eins gemeinsam: die bedingungslose Bejahung des Neoliberalismus. Durch die Öffnung der Märkte sehen sie sich einer Konkurrenz ausgesetzt, welche sich durch den Einsatz moderner Technik über zeitliche und räumliche Distanzen hinwegsetzt. So entsteht durch den erweiterten Wettbewerb zusammen mit einer Deregulierungsstrategie ein "Effizienzwahn" bis hin zur Selbstzerstörung (192).
Die transnationale Verflechtung und Konkurrenz bündelt sich zu einem Sprengsatz mit dem Ergebnis der 20:80 Gesellschaft. "20 Prozent der arbeitsfähigen Bevölkerung würden im kommenden Jahrhundert ausreichen, um die Weltwirtschaft in Schwung zu halten." (12) Der Großteil der Bevölkerung aber ist durch das rasante Tempo der Veränderung überfordert und wird durch Arbeitslosigkeit und Armut, durch Drogen, Seuchen, Kriminalität und Umweltzerstörung marginalisiert.
Die Prognosen politischer Einflußnahme und die Frage der nationalen Souveränität fällt gleichfalls düster aus. Durch Steuertourismus, Austrocknung der Staatsfinanzen und den Verlust des Gewaltmonopols verliert die Politik nach und nach die Sphären ihrer Einflußnahme. Diese Entwicklung kulminiert im Widerspruch zwischen Markt und Demokratie.
Die heute bereits absehbaren Folgen der Globalisierung werden insgesamt dargelegt. Dies geschieht durch die allgemeinverständliche Beschreibung vieler Chancen und besonders der Gefahren dieser Entwicklung. Die tieferliegenden Wirkungszusammenhänge des Phänomens der Globalisierung bleiben jedoch weitestgehend unberührt. Die Netzwerke und Verflechtungen werden nicht wirklich transparent. Sie liegen irgendwo zwischen den mondän eingerichteten Büros einzelner Entscheidungsträger und den systemischen Risiken auf den Finanzmärkten. Dadurch wirken die zehn Ideen gegen die 20:80 Gesellschaft der Autoren, die die Demokratisierung und Stärkung der Europäischen Union in den Mittelpunkt stellen, angeheftet.
Thomas Morick (TM)
Dipl.-Politologe.
Rubrizierung: 4.43 | 5.4
Empfohlene Zitierweise: Thomas Morick, Rezension zu: Hans-Peter Martin / Harald Schumann: Die Globalisierungsfalle. Reinbek: 1996, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/2183-die-globalisierungsfalle_2652, veröffentlicht am 25.06.2007.
Buch-Nr.: 2652
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Dipl.-Politologe.
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