Die mitteleuropäische Kulturgeschichte rekurriert in der Frage nach den Ursprüngen ihrer Kultur immer wieder auf das antike Griechenland. Dabei wird, so die These von Cartledge, der in Cambridge griechische Geschichte lehrt, oft übersehen, daß die antike griechische Kultur für uns fremder ist als ihre Errungenschaften (Demokratie, Politik, Philosophie), auf die unsere Gesellschaft aufbaut, vermuten lassen. Das "wir" im Titel sind erstens wir, die wir heute leben, zweitens die eine Seite der Form "wir versus nicht-wir", anhand derer Identität konstruiert wird. Anhand von sieben Polaritäten wird dargestellt, wie die Konstruktionen der griechischen (attischen, männlichen, freien) Identität vonstatten ging und wie wenig diese mit dem modernen Verständnis von Demokratie und Freiheit zu tun haben. Gleichzeitig wird aber auch deutlich, wie sehr die Versuche in der Moderne, Identität binär zu codieren (bekannt versus fremd, Inländer versus Ausländer), ihre Wurzeln in der griechischen Semantik haben. Auf diese Weise leistet der Autor zweierlei: Eine interessante Darstellung eines Ausschnittes der griechischen Antike in ihrer Differenz zur heutigen Zeit, zum zweiten einen ungewöhnlichen Beitrag zur Debatte über sozialen Konstruktivismus, Identität und deren Auflösung bzw. ihrer Rekonstruktion in der Moderne. Inhalt: 1. Signifikant Andere - Wir versus sie; 2. Die Vergangenheit erfinden - Geschichte versus Mythos; 3. Barbarische Weisheit - Griechen versus Barbaren; 4. Geschlecht und Geschichte - Männer versus Frauen; 5. Im Club - Bürger versus Fremde; 6. Von unmenschlicher Unterjochung - Freier versus Sklave; 7. Wissen wohin man gehört - Götter versus Menschen.