/ 04.06.2013
Fritz Bauer
Die Humanität der Rechtsordnung. Ausgewählte Schriften. Hrsg. von Joachim Perels und Irmtrud Wojak
Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 1998 (Wissenschaftliche Reihe des Fritz-Bauer-Instituts 5); 440 S.; kart., 48,- DM; ISBN 3-593-35841-7Der Band versammelt Schriften eines der "großen demokratischen Juristen" (9) der Bundesrepublik. Als rassisch und politisch Verfolgter emigrierte er 1936 nach Dänemark und 1943 nach Schweden, wo er zu einer "Integrationsfigur unter sozialdemokratischen und kommunistischen Flüchtlingen wurde" (12); gemeinsam mit Willy Brandt gründete er die Zeitschrift "Sozialistische Tribüne". Kurt Schumacher verhalf ihm nach Kriegsende zur Rückkehr nach Deutschland. Bauer wurde 1950 zunächst zum Generalstaatsanwalt in Braunschweig und 1956 zu dem des Landes Hessen berufen. Er setzte sich intensiv für die juristische Aufarbeitung der Verbrechen des Nazi-Regimes ein, u. a. ging auf ihn das 1959 in Gang gesetzte Verfahren gegen Anstaltsärzte und Beteiligte an der NS-Euthanasie zurück. Sein Name ist unmittelbar mit dem Frankfurter Auschwitz-Prozeß verbunden. Bauer gehört zu den Mitbegründern der Humanistischen Union und Zeitschrift "Die neue Gesellschaft". Er setzte sich mit der "Obrigkeitsgläubigkeit in der jungen Bundesrepublik auseinander", "war ein Verfechter des Widerstandsrechts, der Liberalisierung des Strafrechts und der Resozialisierung von Straftätern; sein Ziel war die Einheit von Humanität und Rechtsordnung" (letzte Umschlagseite).
Inhalt: Joachim Perels / Irmtrud Wojak: Motive im Denken und Handeln Fritz Bauers (9-33). Die Humanität der Rechtsordnung: Im Kampf um des Menschen Rechte (1955). Aufarbeitung der NS-Verbrechen: Das "gesetzliche Unrecht" des Nationalsozialismus und die deutsche Strafrechtspflege (1968); Genocidium (Völkermord) (1965); Im Namen des Volkes. Die Strafrechtliche Bewältigung der Vergangenheit (1965); Das Ende der Gaskammern (1960); Mörder unter uns (1959); Zu den Naziverbrecher-Prozessen. Gespräch im NDR (1963); Die "ungesühnte Nazijustiz" (1960); Im Labyrinth der Kriegsverbrecher-Prozesse. Die unklare Rechtslage ermöglicht widerspruchsvolle Entscheidungen (1961); Die Verjährung der nazistischen Massenverbrechen (1964); Lebendige Vergangenheit (1963). Widerstandsrecht: Eine Grenze hat Tyrannenmacht. Plädoyer im Remer-Prozeß (1952); Widerstandsrecht und Widerstandspflicht des Staatsbürgers (1962); Das Widerstandsrecht des kleinen Mannes (1962); Das Recht auf Widerstand und General Oster (1964); Vom Recht auf Widerstand. Das Vermächtnis des 20. Juli an die Justiz (1962). Reform des Strafrechts: Gedanken zur Strafrechtsreform. Wie steht die SPD zum Entwurf der Großen Strafrechtskommission? (1959); Die Schuld im Strafrecht (1962); Die Reformbedürftigkeit der Strafrechtsreform (1966); Sexualstrafrecht heute (1963); Straffälligenhilfe nach der Entlastung (1957); Schopenhauer und die Strafrechtsproblematik (1968). Gegen autoritäres Recht: Justiz als Symptom (1962); Politischer Streik und Strafrecht (1953); Gegen die Todesstrafe (1958); Was ist Landesverrat? (1962). Für eine humane Rechtsordnung: Der Prozeß Jesu (1965). Ausgewählte Bibliographie der Schriften von Fritz Bauer.
Sabine Steppat (Ste)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.35 | 2.312 | 2.313 | 2.331
Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Fritz Bauer: Die Humanität der Rechtsordnung. Frankfurt a. M./New York: 1998, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/3979-die-humanitaet-der-rechtsordnung_5657, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 5657
Rezension drucken
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
CC-BY-NC-SA