/ 03.06.2013
Gerd Langguth (Hrsg.)
Die Intellektuellen und die nationale Frage
Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 1997; 346 S.; kart., 29,80 DM; ISBN 3-593-35725-9Wechselhaft wie die deutsche Geschichte war auch das Verhältnis der Intellektuellen zur deutschen Nation; seit der Wende haben in dieser Hinsicht auch bemerkenswerte innere Wendungen stattgefunden. Kulturnation oder Staatsnation - diese beiden Modelle für die "verspätete" deutsche Nation wurden seit dem 18. Jahrhundert immer wieder diskutiert. Nachdem die Wiedervereinigung nationalstaatliche Fakten geschaffen hat und andererseits der europäische Einigungsprozeß nationale Souveränitätsrechte verringert, ist die Debatte um das richtige Verhältnis zur eigenen Nation neu entbrannt. Der vorliegende Band will dazu anregen, die deutsche Einheit "als historische Chance zu begrüßen, als Gelegenheit, an die positiven Traditionen der deutschen Geschichte und des literarischen Nationalverständnisses anzuknüpfen" (14). Dazu soll u. a. ein Gang durch die Geschichte der literarischen Auseinandersetzung mit dem Verhältnis der Deutschen zu ihrem Land das Material liefern.
Inhalt: Gerd Langguth: Die Intellektuellen und die nationale Frage (9-16). I Begriffliche und geschichtliche Grundlagen der nationalen Frage: Thomas Sparr: Zur Begriffsgeschichte des Intellektuellen (19-32); Peter Alter: Kulturnation und Staatsnation - Das Ende einer langen Debatte? (33-44); Werner Weidenfeld: Was ist nationale Identität? (45-62). II Literarische Entwürfe zur Nation: Ernst Weber: Die nationale Idee in der Zeit der Romantik und des Vormärz (65-106); Hugo Aust: Schriftsteller und Nation im Wilhelminismus (107-124); Helmut Scheuer: "Bekenntnis zu Deutschland"? - Die Schriftsteller und die deutsche Nation in der Weimarer Republik (125-146); Christoph H. Werth: Nationalismus und Sozialismus im Frühwerk Ernst Jüngers (147-159); Roman Luckscheiter: Zweimal zwei Ansichten. Zur Diskussion über die deutsche Teilung in der Literatur der 50er und 60er Jahre (160-172); Birgit Lermen: "Die Geschichte ist so wahr, daß sie erfunden klingt" (Günter Kunert). Die deutsche Einheit im Spiegel der Gegenwartsliteratur (173-194); Paul Michael Lützeler: Die europäische Einheit im Spiegel der Literatur (195-209); Helmuth Kiesel: Drei Ansichten des Wiedervereinigungsprozesses: Heiner Müller, Günter Grass, Volker Braun (210-229); Theo Buck: "Armes reiches Deutschland". Hans Magnus Enzensbergers Schreiben über das eigene Land (230-251); Hans-Jörg Clement: Die Sehnsucht nach Heimat als Vorwegnahme der nationalen Frage (252-263); Michael Braun: "Anschwellender Bocksgesang" und die Folgen. Anmerkungen zur Botho-Strauß-Debatte (264-279). III Politische Zusammenhänge der nationalen Frage: Wolfgang Schäuble: Nationale Identität und die innere Einheit Deutschlands (283-297); Richard Herzinger: Left is Right and Right is Left. Über die Transformationen ideeller Paradigmen in den nationalen Intellektuellendebatten (298-313); Jens Hacker: Über die Tabuisierung der nationalen Frage im intellektuellen Diskurs (314-329); Michael Braun / Wolfgang-Michael Böttcher: Auswahlbibliographie (330-345).
Barbara Zehnpfennnig (BZ)
Prof. Dr., Professur für Politische Theorie und Ideengeschichte, Universität Passau.
Rubrizierung: 2.35 | 2.331 | 2.31
Empfohlene Zitierweise: Barbara Zehnpfennnig, Rezension zu: Gerd Langguth (Hrsg.): Die Intellektuellen und die nationale Frage Frankfurt a. M./New York: 1997, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/3409-die-intellektuellen-und-die-nationale-frage_4487, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 4487
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Prof. Dr., Professur für Politische Theorie und Ideengeschichte, Universität Passau.
CC-BY-NC-SA