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/ 21.06.2013
Raimund Krämer

Die Karibik-Krise vom Oktober 1962. Eine Collage

Potsdam: Universitätsverlag Potsdam 2008 (WeltTrends Lehrtexte 10); 55 S.; 6,50 €; ISBN 978-3-940793-26-3
Der Autor des schmalen Bandes schildert die Ereignisse der sogenannten Kuba-Krise im Herbst 1962. Dazu gehören auch Fragen der gegenseitigen Einschätzung der Persönlichkeit der zentralen Akteure, denn Krämer führt aus, dass Chrustschow „Kennedy für unerfahren und weich“ (7) hielt. Daher meinte der sowjetische Ministerpräsident, dass Kennedy im Falle einer Entdeckung der heimlichen Raketenstationierung auf Kuba letztlich nachgegeben hätte. Zudem führt Krämer die in populären Darstellungen häufig zu kurz kommende Vorgeschichte der Krise aus. Die USA hatten sich schließlich aus Sicht der UdSSR mit der Stationierung von Jupiter-Mittelstreckenraketen in Italien und der Türkei einen unverhältnismäßig großen Vorteil verschafft, der die strategische Lage der UdSSR entscheidend verschlechterte. Hinzu tritt das Motiv des Schutzes der kubanischen Revolution. Denn nach dem Scheitern der Invasion in der Schweinebucht war für die Führung der Sowjetunion klar, dass die Vereinigten Staaten ihre Interventionspolitik auch weiterhin betreiben würden, so der Autor. Dem allen war freilich der sogenannte Sputnik-Schock von 1957 vorausgegangen. Den USA war nun klar, dass sowjetische Raketen ihr Territorium erreichen konnten. Zur Vorgeschichte zählen ebenfalls die besonderen Beziehungen zwischen den USA und Kuba: „Sie sind bis heute vollgestopft mit Emotionen und Klischees, ja geradezu traumatisch“ (23). Immerhin waren die USA lange Zeit bemüht, Kuba in die Nation aufzunehmen. Diese Hoffnungen wurden jedoch durch die sozialistische Revolution, die den „Systemfeind“ plötzlich 90 Meilen vor dem US-amerikanischen Festland auftauchen ließ, herbe enttäuscht. Krämer hält fest, dass die Krise nicht den atomaren Wettlauf beendete, jedoch zu einer „Art Bilateralismus in Atomfragen“ (41) führte. Im Nachklang der Ereignisse wurde ein rotes Telefon installiert, um schnell und gemeinsam gefährliche Situationen besprechen zu können.
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 4.14.412.65 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Raimund Krämer: Die Karibik-Krise vom Oktober 1962. Potsdam: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/30114-die-karibik-krise-vom-oktober-1962_35700, veröffentlicht am 03.02.2009. Buch-Nr.: 35700 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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