/ 04.06.2013
Rainer Kuhlen
Die Konsequenzen von Informationsassistenten. Was bedeutet informationelle Autonomie oder wie kann Vertrauen in elektronische Dienste in offenen Informationsmärkten gesichert werden?
Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1999 (suhrkamp taschenbuch wissenschaft 1443); 440 S.; kart., 29,80 DM; ISBN 3-518-29043-6Wer sich vom Titel nicht abschrecken lässt, der findet hier eine Menge Information. Begriffe wie Informationsflut, Informationsdilemma oder auch Informationskollaps beschreiben die Kehrseite der Informationsgesellschaft: Das Ausmaß an verfügbarem Wissen wird immer größer und der Einzelne verfügt kaum über Selektions- und Erschließungsmöglichkeiten. Kuhlen zeichnet daher den Funktionswandel vom so genannten Informationsassistenten nach. Was einst der Bibliothekar an der Büchertheke war, begegnet dem modernen Menschen im Internet in Form von Suchmaschinen. In der Wahrnehmung und im Nutzerverhalten haben diese Suchmaschinen einen hohen Vertrauensbonus, sie gelten gemeinhin als sehr effektiv. Eine Einschätzung, die der Autor - Professor für Informationswissenschaft - nicht ohne weiteres teilt. Die Sucharbeit wird an Suchmaschinen delegiert, jedoch verfügen diese nicht immer über die grenzenlosen Möglichkeiten, die ihnen zugeschrieben werden. Wer sich also nicht bedingungslos auf Informationsassistenten verlassen möchte, muss Alternativen kennen und sich "informationell bilden". Diese Form der "informationellen Bildung" soll Menschen in die Lage versetzen, sich der vorhandenen informationellen Ressourcen zu versichern und ihren Wert einschätzen zu können. In diesem Sinne ist auch das Glossar sehr nützlich, denn darin werden zahlreiche Fachbegriffe noch einmal ausführlich erläutert.
Aus dem Inhalt: 1. Einleitung: Assistenz in Informationsräumen: 1.1 Informationsdilemma in Informationsräumen; 1.2 Zur Industrialisierung von Informationsarbeit; 1.3. Fragen bei delegierter Informationskompetenz; 1.4 Vertrauen und Informationsräume; 1.5 Informationelle Entfremdung. 2. Trust plus - Vertrauensreparaturen von der A-Klasse zum Smart: 2.1 Die Folgen des Elchtests; 2.2 Reparaturmaßnahmen; 2.3 Geglücktes Vertrauensmanagement; 2.4 Missglücktes, fehlendes Vertrauensmanagement: die Castor Pannen; 2.5 Kann es den VertrauensGAU für die Informationswirtschaft geben? 3. Imperfekte technische Systeme und die kompensatorische Funktion von Vertrauen: 3.1 Umgang mit Imperfektion; 3.2 Die kompensatorische Funktion von Vertrauen. 4. Informationsmaschinen im Prozess der Telemedialisierung: 4.1 Einfache informationstechnische Systeme in den kleinen Lebenswelten; 4.2 Neue Unsicherheitssituationen beim Umgang mit Informationsmaschinen; 4.3 Erweiterungen delegierter Informationsleistungen; 4.4 Vertrauen und konstruktives Misstrauen in Informationsleistungen. 5. Informationsarbeit in der Informationsgesellschaft: 5.1 Information; 5.2 Ausprägungen der Informationsgesellschaft; 5.3 Informationsarbeit; 5.4 Informationelle Autonomie; 5.5 Informationelle Bildung; 5.6 Mittler auf den Informationsmärkten. 6. Die Präsenz der technischen Informationsassistenten: 6.1 Unterstützende Assistenten oder Zauberlehrlinge?; 6.2 Wird Informationsmaschinen im höheren oder gleichen Maße vertraut als Menschen?; 6.3 Informationsassistenten in der Form von Agenten als Reaktion auf die Krise der direkten Manipulation; 6.4 Ausprägungen technischer Assistenz; 6.5 Intelligenz und Autonomie bei technischer Assistenz; 6.6 Informationsassistenten zur Lösung des allgemeinen Referenzproblems; 6.7 Assistenten zur Lösung des allgemeinen Validitätsproblems; 6.8 Vertrauen in technische Assistenten auf elektronischen Märkten. 7. Vertrauenskritische Bereiche auf elektronischen Märkten - Situationen informationeller Unsicherheit bei Angebot und Nutzung von Netzwerkdiensten: 7.1 Informationelle Verunsicherung auf Seiten der Nutzer; 7.2 Informationelle Verunsicherung auf Seiten der Anbieter; 7.3 In Richtung anonymer Transaktionen auf elektronischen Märkten; 7.4 Reparaturmaßnahmen; 7.5 Vertrauenskritische Aspekte von Transaktionen. 8. Was sind die Konsequenzen? 8.1 Die Konsequenzen delegierter technischer Assistenz; 8.2 Vertrauenskonsequenzen; 8.3 Informationsarbeit in der Informationsgesellschaft.
Bernhard Stelzl (BhS)
Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 5.42 | 2.22
Empfohlene Zitierweise: Bernhard Stelzl, Rezension zu: Rainer Kuhlen: Die Konsequenzen von Informationsassistenten. Frankfurt a. M.: 1999, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/4671-die-konsequenzen-von-informationsassistenten_10872, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 10872
Rezension drucken
Politikwissenschaftler.
CC-BY-NC-SA