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/ 17.06.2013
Erhard Stölting / Uwe Schimank (Hrsg.)

Die Krise der Universitäten

Wiesbaden: Westdeutscher Verlag 2001 (Leviathan: Sonderheft 20/2001); 360 S.; brosch., 34,77 €; ISBN 3-531-13600-3
Historisch gesehen ist die Krisenhaftigkeit des deutschen Hochschulsystems an sich nichts Neues. Wohl treten neue, ernst zu nehmende Krisenerscheinungen und -wahrnehmungen in den Vordergrund, doch die hochschulpolitische Debatte gleicht eher einem Hase-und-Igel-Wettlauf um die klügsten Reformvorschläge. Dabei kann von "einer" (7) Krise der Universität nicht die Rede sein. Zu heterogen ist die Hochschullandschaft, zu verschieden sind die Probleme der Fakultäten, die Finanzierungs-, Personal- und Entscheidungsstrukturen, um alles über einen Kamm zu scheren. Auch die Herausgeber räumen ein: "Eines könnten wir zumindest wissen - wenn auch kaum jemand es wahrhaben will: wie wenig Verlässliches wir über die Probleme wissen." (8) Wohltuend an den Beiträgen ist, dass sie nicht den aktivistischen Duktus von Konzeptpapieren haben, weder als Durchhalteparolen noch als Abgesänge auftreten. Ihr Ziel ist es, bei allem Wissen darum, dass eine vollständige Aufarbeitung des Themas illusorisch ist, inhaltliche Akzente zu setzen, um die Hochschuldiskussion zu versachlichen. Somit richtet sich der Band an Hochschulforscher und Bildungspolitiker sowie an Journalisten im Kultur- und Wissenschaftsbereich. Schimank und Stölting verstehen ihren Sammelband nicht als letztes Wort zur Krise der Universitäten, sondern äußern die Hoffnung, "dass die hier zusammengestellten Überlegungen markante und 'nachhaltige' Orientierungspunkte der Selbstvergewisserung einer Institution darstellen, deren Zukunftsaussichten entscheidend davon abhängen, dass sie es schafft, sich im Wandel treu zu bleiben" (23). Inhalt: Geschichte und Bedeutung: Erhard Stölting: Permanenz und Veränderung von Strukturkrisen: Institutionelle Darstellungsprobleme (27-43); Barbara M. Kehm: Universitätskrisen im Spiegel von Hochschulromanen (44-63); Clemens Albrecht: Universität als repräsentative Kultur (64-80); André Kieserling: Bildung durch Wissenschaftskritik: Soziologische Deutungen der Universitätsidee in den sechziger Jahren (81-117); Andreas Stucke: Mythos USA - Die Bedeutung des Arguments "Amerika" im hochschulpolitischen Diskurs der Bundesrepublik (118-136). Produktionsfaktoren: Finanzen, Personal und Organisation: Stefan Hornbostel: Die Hochschulen auf dem Weg in die Audit Society. Über Forschung, Drittmittel, Wettbewerb und Transparenz (139-158); Jürgen Enders / Uwe Schimank: Faule Professoren und vergreiste Nachwuchswissenschaftler? Einschätzungen und Wirklichkeit (159-178); Petra Dobner: "Fasse wacker meinen Zipfel! Hier ist so ein Mittelgipfel ..." (179-193); Rainer Paris: Machtfreiheit als negative Utopie. Die Hochschule als Idee und Betrieb (194-222); Uwe Schimank: Festgefahrene Gemischtwarenläden - Die deutschen Hochschulen als erfolgreich scheiternde Organisationen (223-242); Dietmar Braun: Regulierungsmodelle und Machtstrukturen an Universitäten (243-262). Lehre und Forschung: Thomas Köhler / Jörg Gapski / Martin Lähnemann: Von der alternativen zur konformistischen Revolution? Zum Strukturwandel von "Lebenschancen" und "Lebensführung" im westdeutschen Studierendenmilieu (265-294); Uwe Schimank / Markus Winnes: Jenseits von Humboldt? Muster und Entwicklungspfade des Verhältnisses von Forschung und Lehre in verschiedenen europäischen Hochschulsystemen (295-325); Georg Krücken: Wissenschaft im Wandel? Gegenwart und Zukunft der Forschung an deutschen Hochschulen (326-345); Rudolf Stichweh: Die moderne Universität in einer globalen Gesellschaft (346-358).
Wilhelm Johann Siemers (SIE)
Dipl.-Politologe, Journalist, Redakteur der Sprachlernzeitschrift vitamin de, Florenz.
Rubrizierung: 2.3432.2632.64 Empfohlene Zitierweise: Wilhelm Johann Siemers, Rezension zu: Erhard Stölting / Uwe Schimank (Hrsg.): Die Krise der Universitäten Wiesbaden: 2001, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/16144-die-krise-der-universitaeten_18508, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 18508 Rezension drucken
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