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/ 12.06.2013
Herfried Münkler / Eva Marlene Hausteiner (Hrsg.)

Die Legitimation von Imperien. Strategien und Motive im 19. und 20. Jahrhundert

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2012; 239 S.; kart., 29,90 €; ISBN 978-3-593-39784-9
Das Imperium als räumlich politische Ordnungsform gewinnt wieder an wissenschaftlicher wie öffentlicher Aufmerksamkeit – trotz des Verschwindens der Imperien des 19. Jahrhunderts werden nun wieder die Aktivitäten der USA, Russlands oder auch Chinas unter dem Blickwinkel imperialen Handelns analysiert. Seien es also US‑amerikanische oder russische Aktivitäten im Nahen und Mittleren Osten oder in Afghanistan, in beiden Fällen kann man imperiale Reflexe erkennen, die in der heutigen Zeit teilweise befremdlich erscheinen und ob ihrer mangelnden Legitimation häufig kritisiert wurden und werden. Wie Imperien versucht haben und bis heute versuchen, ihr Handeln zu legitimieren und sich dieser Kritik stellen, untersuchen die Autorinnen und Autoren dieses Bandes im Anschluss an die Tagung „Strategien imperialer Legitimation und Integration“, die im November 2011 an der Humboldt Universität in Berlin stattfand. Die Herausgeber erarbeiten in ihren Beiträgen, wie sich die Rechtfertigungen von Imperien und Nationalstaaten unterscheiden und wie die Selbstvergewisserung eines Imperiums trotz in ihm konkurrierender Narrative erfolgen kann. Jörn Leonhard fragt nach den Argumenten zur Rechtfertigung imperialer Herrschaft und unterscheidet den klassischen Herrschaftsübergang, zum Teil verstärkt durch die Sakralisierung einer Dynastie oder eines Herrschers, von der religiösen Missionierung, der Konfliktlösung oder der Entwicklungshilfestellung. Leonhard zeigt zudem, wie sich multiethnische Imperien bei der Selbstlegitimation argumentativ immer wieder an den konkurrierenden Nationalstaaten orientieren. Deutlich wird in der historischen Rückschau jedoch auch, wie wenig die herrschenden imperialen Eliten angesichts ihrer offenkundigen Machtlosigkeit (mangelnde Output‑Legitimierung) vor allem während des Ersten Weltkrieges der eigenen Machterosion entgegensetzen konnten (als Beispiele dienen das Habsburger oder auch das Osmanische Reich). Mit seinen durchweg gründlich recherchierten und thematisch konzentrierten Aufsätzen bietet dieser Band einen guten Einstieg in das Thema Legitimation von Imperien und eine hilfreiche Handreiche zum Verständnis aktueller politischer Prozesse.
Jens Wassenhoven (JWN)
Dipl.-Kfm., Dr., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 4.1 Empfohlene Zitierweise: Jens Wassenhoven, Rezension zu: Herfried Münkler / Eva Marlene Hausteiner (Hrsg.): Die Legitimation von Imperien. Frankfurt a. M./New York: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/14526-die-legitimation-von-imperien_43407, veröffentlicht am 23.05.2013. Buch-Nr.: 43407 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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