/ 18.06.2013
Mathias Rösch
Die Münchner NSDAP 1925-1933. Eine Untersuchung zur inneren Struktur der NSDAP in der Weimarer Republik
München: R. Oldenbourg Verlag 2002 (Studien zur Zeitgeschichte 63); 598 S.; 79,80 €; ISBN 3-486-56670-9Diss. phil. München; Gutachter: W. Ziegler. - Als „Hauptstadt der Bewegung" erfuhr München eine besondere Stilisierung innerhalb der Geschichte der NSDAP. In der bayerischen Landeshauptstadt hatte sich Hitler im Jahre 1913 niedergelassen; hier nahm sein Aufstieg vom provinziellen „Trommler" der „Deutschen Arbeiterpartei" zum reichsweiten „Führer" der 1919 gegründeten NSDAP den Anfang. Auch nach dem Scheitern des Hitler-Putsches 1923 hielt Hitler dieser Stadt seine Treue und nahm nach seiner Entlassung aus der bequemen Festungshaft in Landsberg von dort 1925 die Reorganisation der Parteistruktur in Angriff. Nach dem deutlichen Erfolg bei den Reichstagswahlen vom 14. September 1930 bezog die Parteizentrale das „Braune Haus" an der Brienner Straße, das den Führungsanspruch der NSDAP symbolisieren sollte. Eroberte Hitler die Macht in und über Berlin von der bayerischen Landesmetropole aus? Im Mittelpunkt der Studie steht neben dieser Frage vor allem die Analyse der „Ursachen für die wechselvolle Entwicklung der Münchner NSDAP sowie nach den tatsächlichen Wurzeln des Nationalsozialismus in dieser Stadt" (19). Rösch zeigt auf überzeugende Weise, dass diese Stadt keineswegs den idealen Raum für die NSDAP bot und ihr nach einer rasanten Expansion bis 1930 enge Grenzen setzte. Hierfür sind vor allem die gesellschaftliche Zusammensetzung der Landeshauptstadt mit einem ebenso dominanten wie auch resistenten katholischen Milieu sowie eine nach dem Putschversuch gegenüber der NSDAP sanktionsbereite Staatsmacht ursächlich. Der Schwerpunkt der akribischen und sehr detaillierten Studie liegt auf der Analyse der internen Struktur der Münchner NSDAP. Der als Projektleiter und Referent bei der Weißen Rose-Stiftung in München tätige Autor stellt dabei die Organisationsgeschichte in den Vordergrund. Dieser historisch-deskriptive Ansatz greift allerdings dann zu kurz, wenn es darum geht, den Zusammenhang zwischen Binnenstruktur und Verwurzelung einer Partei in einem soziokulturellen Milieu zu spezifizieren. Gerade der NSDAP in München war es gelungen, sich als „Großfamilie" in mehreren Milieus zu verankern und ihr somit die Züge einer „frühen" Volkspartei zu verleihen.
Inhaltsübersicht: I. Die gesellschaftlich-politischen Rahmenbedingungen in München 1925-1933; II. Die Bedeutung Münchens innerhalb der NSDAP; III. Die Jahre der Stagnation 1925-1928; IV. Der Aufstieg der NSDAP 1929-1933; V. Die Finanzierung der Parteiarbeit; VI. Die NSDAP im Münchner Stadtrat 1925-1933.
Stefan Gänzle (GÄ)
Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.311 | 2.312
Empfohlene Zitierweise: Stefan Gänzle, Rezension zu: Mathias Rösch: Die Münchner NSDAP 1925-1933. München: 2002, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/18864-die-muenchner-nsdap-1925-1933_21884, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 21884
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Politikwissenschaftler.
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