Auch in seinem neuen Buch, 1998 in den USA unter dem Titel The Challenge of Fundamentalism erstveröffentlicht, setzt sich Bassam Tibi mit den Gefahren des als Herausforderung an den Westen verstandenen islamischen Fundamentalismus auseinander. Die von ihm ausgehende Repolitisierung des Islam und das in diesem Zuge entworfene Leitbild des islamischen (politischen) Systems böten zwar kein dem westlichen Modell gleichwertiges Ordnungsmuster, bedrohten aber den inneren Frieden vieler vorwiegend arabischer Staaten und einzelne regionale Ordnungen. Global könnten die Bemühungen um eine pax islamica sogar in die titelgebende Weltunordnung münden. In zehn Kapiteln und in allgemeinverständlicher Sprache behandelt der Autor die Ideologie der Fundamentalisten, ihren fragwürdigen Umgang mit den religiösen Quellen, die Ursachen ihrer vielfältigen Mobilisierungserfolge und vor allem ihre ambivalente Haltung zur Moderne und zur westlichen Welt. Während der Islam als Religion mit der Demokratie vereinbar sei, stünden seine fundamentalistischen Bewegungen als Organe einer halben Moderne in scharfer Konfrontationsstellung zu den als westlich und unislamisch verworfenen Werten der Demokratie und der Menschenrechte. Tibis Plädoyer für eine Reform und Selbstaufklärung des Islam und für eine Demokratisierung islamischer Staaten ist aus früheren Publikationen ebenso vertraut wie seine scharfe Kritik am Kulturrelativismus und an dem stellenweise im Westen aufgebauten Feindbild Islam. Positiv daran ist, daß der Autor sich und seinen zumeist überzeugenden Einsichten treu geblieben ist. Auch gilt, daß Gutes und Richtiges kaum oft genug wiederholt werden kann. Ob dafür allerdings immer mehr als 400 Druckseiten benötigt werden, mag auch der wohlgesonnene Leser bezweifeln.