/ 03.06.2013
Niklas Luhmann
Die neuzeitlichen Wissenschaften und die Phänomenologie
Wien: Picus 1996 (Wiener Vorlesungen im Rathaus 46); 67 S.; geb., 14,80 DM; ISBN 3-85452-345-9Mehrfach hat sich Luhmann im Kontext seiner epistemologischen und erkenntnissoziologischen Überlegungen mit Husserl und der Phänomenologie beschäftigt. Zentrale Ergebnisse seiner Auseinandersetzung faßt Luhmann in dem hier publizierten Vortrag zusammen, den er anläßlich des sechzigsten Jahrestages der berühmten Wiener Vorträge Husserls im Jahre 1935 dortselbst gehalten hat. Es geht Luhmann nicht um eine Kritik oder hermeneutische Ausdeutung der Husserlschen Bewußtseins-, Zeit- und Vernunftkonzeption, sondern darum, Husserls Beschreibungen unter gewandelten wissenschaftlichen - bzw. allgemeiner: gesellschaftlichen - Bedingungen neu zu beschreiben, also zu aktualisieren und sie für seine Systemtheoretie fruchtbar zu machen. Die Husserlsche Spätphilosophie bietet sich dafür an, weil sie als eine "Variante von operativem Konstruktivismus" interpretiert werden kann, "wie sie heute unter verschiedenen Markennamen - etwa: Formenkalkül, Kybernetik zweiter Ordnung, Theorie operativ geschlossener 'autopoietischer' Systeme oder Radikaler Konstruktivismus - vertreten wird" (46 f.). Wer sich einen knappen Überblick über Luhmanns epistemologische Prämissen verschaffen möchte, ist mit dem sehr schön edierten und preiswerten Bändchen gut beraten.
Michael Henkel (MH)
Priv.-Doz. DR., Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 5.2
Empfohlene Zitierweise: Michael Henkel, Rezension zu: Niklas Luhmann: Die neuzeitlichen Wissenschaften und die Phänomenologie Wien: 1996, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/2528-die-neuzeitlichen-wissenschaften-und-die-phaenomenologie_3251, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 3251
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Priv.-Doz. DR., Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
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